Mit dem Ergebnis der Bundestagswahl war die CDU unzufrieden. Künftig will sie bei Anhängern ihrer politischen Gegner auf Stimmenfang gehen.

Berlin. Auf 33,8 Prozent der Stimmen kam die Union bei der Bundestagswahl im September 2009. Das war eines ihres schlechtesten Wahlergebnisse seit 1949. Um in Zukunft besser abzuschneiden, will die CDU nun gezielt um SPD-Wähler werben. Dies gehe laut Bild.de aus dem Entwurf der „Berliner Erklärung“ hervor, die die CDU-Führung auf ihrer heute beginnenden zweitägigen Klausurtagung in Berlin verabschieden will. In dem zehnseitigen Papier, das Bild.de vorliege, heiße es wörtlich: „Wir wollen bisherige Wählerinnen und Wähler der SPD für uns gewinnen, die vom Linksruck dieser Partei und der zunehmenden Bereitschaft zu Bündnissen mit der Linken enttäuscht sind.“

CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe bestätigte die Pläne. „Wenn die SPD nach links rückt, sich verabschiedet von der Idee einer Volkspartei, dann sind wir für enttäuschte Sozialdemokraten da“, sagte er im ZDF-„Morgenmagazin“.

Die CDU will sich offenbar aber nicht nur für enttäuschte Sozialdemokraten öffnen, sondern auch „vermehrt Menschen für die Mitarbeit in unseren Reihen gewinnen, die in unser Land zugewandert sind oder aus Zuwandererfamilien stammen“. Wie Bild.de berichtet würden Anhänger der Grünen in der „Berliner Erklärung“ indirekt ebenfalls ins Visier genommen: „Wir wollen mit einer konsequenten Umwelt- und Klimaschutzpolitik verstärkt Wählerinnen und Wähler für uns gewinnen, denen die Bewahrung der Schöpfung ein besonderes Anliegen ist.“

Doch warum setzt die CDU nicht weiterhin auf die konservative Wählerschaft? Erst gestern hatte NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) gefordert, dass die CDU ihre "traditionelle Stärke" ausspielen solle. Doch Wahlanalysen im Auftrag der Parteiführung hätten ergeben, dass es der CDU mehr bringe, neue Wählergruppen zu erschließen, als sich zu stark etwa an kirchennahe Katholiken und Vertriebene zu binden, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Diese Gruppen seien weniger wahlentscheidend geworden. „Wir müssen die Balance halten zwischen notwendiger programmatischer Weiterentwicklung und klarer Benennung unserer Grundüberzeugungen“, sagte CDU-Generalsekretär Gröhe der „FAZ“. Bei den Stammwählern müsse für die „Weiterentwicklung unserer Politik“ geworben werden, nur dann gebe es die Chance, „neue Pfade auch gemeinsam zu gehen“. Ältere Unionsanhänger wüssten „sehr genau, dass Politik für ihre Kinder und Enkel den heutigen Lebensbedingungen gerecht werden muss“, sagte Gröhe demnach weiter.