Mit Franz Müntefering zieht sich ein Spitzenpolitiker aus der ersten Reihe der SPD zurück, der Menschen vor allem durch seine klaren Worte überzeugen konnte.

Dresden. Franz Müntefering hat bei seinem Abschied als Parteichef eine Kostprobe seiner legendär verknappten Redeweise gegeben. Der 69-Jährige sagte am Sonnabend beim Dresdener Bundesparteitag nach einer 15-minütigen Lobessrede seines Nachfolgers Sigmar Gabriel: „Der Sigmar hat die Gelegenheit genutzt, viel Gutes über mich zu sagen. War alles richtig.“

Müntefering, bekannt für lakonische Stellungnahmen, merkte zu seinen rhetorischen Fähigkeiten an: „Also mit dem Reden – es gibt welche, die reden zehnmal mehr als sie wissen, und manche, die sagen nur ein Zehntel von dem, was sie wissen. Ich hab’ die Neigung – ich weiß – immer zu der einen Gruppe mich zu zählen.“

BERICHT ÜBER DIE REDE DES SPD-FRAKTIONSVORSITZENDEN

Gabriel räumte ein, auch Schwierigkeiten mit dem als verschlossen geltenden Müntefering gehabt zu haben: „Du bist allerdings auch ein Solitär in deiner Redseligkeit. Es ist klar, du kannst Geheimnisse für dich behalten.“ Legendär ist Müntefering auch für Leitsprüche, die Gabriel zitierte: „Man muss das Leben nehmen, wie es ist, aber man darf es nicht so lassen“ und „Schlage die Trommel und fürchte dich nicht“.

Der neue Parteichef würdigte seinen Vorgänger in der mit viel Beifall bedachten Abschiedszeremonie als herausragendes SPD-Mitglied: „Ein wirklich großer Sozialdemokrat verläßt das Steuer, aber natürlich nicht das Schiff.“ Müntefering habe für die Sozialdemokratie viel erreicht. Der Gelobte, dem die Rührung anzumerken war, obwohl er kaum eine Miene verzog, gab den „lieben Genossinnen und Genossen" noch mit auf den Weg: „Die SPD ist nicht da, um als Partei da zu sein, sondern um dafür zu sorgen, dass Menschen menschenwürdig leben können“.