20 Jahre nach der Wende fällt die Mauer ein zweites Mal. Gut 1000 bemalte Dominosteine sollen heute Abend beim „Fest der Freiheit“ in Berlin kippen
Berlin. 20 Jahre nach der Wende fällt die Mauer ein zweites Mal. Gut 1.000 bunt bemalte Dominosteine sollen am Montagabend beim „Fest der Freiheit“ in Berlin kippen und damit an den Dominoeffekt erinnern, den der Mauerfall in ganz Europa auslöste. Bereits am Wochenende lockte die „Galerie der Dominosteine“ Tausende Besucher vor das Reichstagsgebäude und das Brandenburger Tor. Einen vergleichbar motivierten Zuschauerandrang am Brandenburger Tor hatte es zuletzt vor 14 Jahren gegeben, als das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude den Reichstag verhüllte - und natürlich beim Mauerfall selbst vor 20 Jahren.
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Ab Wochenende spazierten Besucher das Spalier der Dominosteine ab, das sich nördlich und südlich des Brandenburger Tores ausbreitet. „Ich hab's mir nicht so riesig vorgestellt“, schwärmte eine Münchnerin, die mit ihrem Mann eigens für das Fest in die Hauptstadt gereist war. Zwei Berliner stritten angesichts der knapp zwei Kilometer langen Galerie um den wahren Mauerverlauf: „Die war bis an den Reichstag rangewesen, ich sach's dir.“ Rund 15.000 Jugendliche haben die jeweils 2,50 Meter hohen, einen Meter breiten und 40 Zentimeter tiefen Styropor-Steine künstlerisch gestaltet. Teilweise waren sie dafür in ihren Schulklassen, in Freizeitgruppen und Projekten seit März an der Arbeit.
„Freiheit für alle - Tränen aus Freude“ steht beispielsweise auf dem Dominostein der Klasse 6b der Löcknitz-Grundschule aus Berlin-Schöneberg. Eine kleine Tafel gibt das Zitat einer Schülerin wieder: „Es kam mir in den Sinn, dass es der schönste Moment war, als die Menschen sich wiedergesehen haben.“ Das Bertha-von-Suttner-Gymnasium, die Gustav-Freytag-Schule und die tschechische Botschaft haben gemeinsam einen Stein gestaltet, der mit Hurvinek und seinem Hund Zeryk zwei berühmte Figuren des Prager Marionettentheaters zeigt. Beide helfen bei der Eroberung der Mauer, über allem schwebt eine weiße Friedenstaube.
„Freiheit, die wir meinen“, haben die Schüler der Helmuth-James-von-Moltke Grundschule auf ihrem Dominostein verewigt. Dazu gehören „Sonnaufgang“ und „Spaß“ ebenso wie „Vertrauen“ und „Spielen“, „Flucht“ und „Demonstration“. Aktuelle Bezüge fehlen nicht: Das Wachbataillon der Bundeswehr hat einen Dominostein gestaltet, der an die Militäreinsätze unter anderem in Afghanistan und Bosnien erinnert. Ein paar Dominosteine weiter ist Protest zu lesen: „Seit 1988 fanden ca. 14.000 Menschen an Europas Grenzen den Tod. Allein 2008 1.500. Das sind 5 Tote pro Tag“, steht dort. Die Idee für diesen Stein sei, „das mit dem Umfallen der Dominosteine die historische Seite verschwindet und die aktuelle Situation zum Thema Mauern zum Vorschein kommt“.
Bis zuletzt sind die Dominosteine am Boden gesichert, schließlich will niemand riskieren, dass sie vor der Zeit umkippen. Der Wind zerrt teilweise bedenklich an den Konstruktionen, nicht nur Organisator Moritz van Dülmen, Geschäftsführer der Kulturprojekte Berlin GmbH, dürfte am Montag auf Windstille hoffen. Um 20 Uhr soll die erste Reihe der Dominosteine angestoßen werden, um 20.15 Uhr eine weitere. Planmäßig fällt der letzte Stein um 20.30 Uhr und macht den Weg für Star-DJ Paul von Dyk und seine eigens zum Fest komponierte Hymne „We are one“ frei. Das Fernsehen überträgt für all diejenigen, die nicht in Berlin sein können. Zur Website: Mauerfall09