Berlin. 20 Jahre nach dem Mauerfall steht ganz Berlin im Zeichen des historischen Ereignisses. Bereits am Wochenende strömten Tausende von Besuchern zum Brandenburger Tor, wo am Montag mit Staatsgästen aus aller Welt das „Fest der Freiheit“ gefeiert wird. Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte den Mauerfall als „glücklichsten Tag der jüngeren deutschen Geschichte“. Schon am Wochenende lockte die „Galerie der Dominosteine“ Menschenmassen vor das Reichstagsgebäude und das Brandenburger Tor. Die rund 1.000 künstlerisch gestalteten Dominosteine sollen am Montagabend beim „Fest der Freiheit“ kippen und damit an den Dominoeffekt erinnern, den der Mauerfall in ganz Europa auslöste.
Am Montag versammelt sich die Polit-Prominenz in Berlin. Neben dem ehemaligen sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow und dem früheren polnischen Solidarnosc-Führer Lech Walesa haben sich der französische Präsident Nicolas Sarkozy, der britische Ministerpräsident Gordon Brown und der russische Präsident Dimitri Medwedew angemeldet. US-Außenministerin Hillary Clinton landete bereits am Sonntag in der Hauptstadt. Sie vertritt US-Präsident Barack Obama.
Höhepunkt der ganztägigen Feierlichkeiten ist die zentrale Veranstaltung ab 19 Uhr vor dem Brandenburger Tor. Die Staatskapelle Berlin spielt, US-Rockstar Jon Bon Jovi singt den Hit „We weren't born to follow“. Als Hauptredner treten Gorbatschow und der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher auf. Auch Medwedew, Sarkozy, Brown und Clinton sollen Ansprachen halten.
Merkel sagte in ihrer wöchentlichen Videobotschaft, der Mauerfall habe „das Leben vieler Menschen verändert - auch mein Leben“. Als sie am Abend des 9. November 1989 von der Arbeit nach Hause gekommen sei, habe sie im Fernsehen Günter Schabowski und dessen Ankündigung gehört, dass die Grenze geöffnet werde. „Mir war nicht ganz klar, was das genau bedeutet, ich habe allerdings sofort meine Mutter angerufen und ihr von dieser möglichen Nachricht erzählt“, berichtete die Kanzlerin.
Danach sei sie „wie immer Donnerstags in die Sauna gegangen“ und habe anschließend den Grenzübergang Bornholmer Straße besucht, sagte Merkel. „Und dort war ersichtlich, dass bereits Tausende auf dem Weg waren, um über die Brücke in den Westteil der Stadt zu gehen. Ich habe mich diesem Zug von Menschen angeschlossen und habe mich mit vielen anderen gefreut: über diesen unglaublichen Tag.“
Bundestagspräsident Norbert Lammert erklärte, der Fall der Mauer sei „kein Naturereignis“ gewesen. „Er war vielmehr die im Zeitpunkt überraschende, historisch aber logische Folge eines Freiheitskampfes in Mittel- und Osteuropa, der fast so alt ist wie die Teilung Deutschlands und Europas“, sagte der CDU-Politiker. „Der Fall der Berliner Mauer war nicht nur die Überwindung einer beispiellosen städtebaulichen Monstrosität, sondern die Überwindung eines Unrechtsstaates, was inzwischen gelegentlich vergessen oder verdrängt wird“, sagte Lammert, der besonders die Rolle Polens hervorhob.
CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe erklärte, der 9. November stehe für die glücklichsten, aber auch auch für die dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte. „Es waren die Bürgerinnen und Bürger in der ehemaligen DDR, die sich ihre Freiheit erkämpften und uns allen diesen historischen Tag schenkten“, sagte er.