Knapp 20 Jahre lang stand die Villa Schöningen an der Glienicker Brücke leer. Zum 20. Jahrestag des Mauerfalls wurd das Haus komplett restauriert.
Berlin. Knapp zwei Jahrzehnte lang stand die Villa Schöningen an der Glienicker Brücke in Potsdam leer. Pünktlich zum 20. Jahrestag des Mauerfalls wird das komplett restaurierte Haus von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Sonntag (8. November) wieder eröffnet. Die neuen Eigentümer, der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, und der Bankier Leonhard H. Fischer haben die Villa zu einem Privatmuseum umgestaltet, in dem neben einer Dauerausstellung auch Wechselausstellungen mit zeitgenössischer Kunst zu sehen sein werden.
«Ziel ist es, ein Museum für jedermann zu etablieren, auch gerade für junge Leute», sagt Döpfner. Zudem solle mit den Ausstellungen auf die Schrecken des Totalitarismus hingewiesen werden. Nur so könne die heutige Freiheit geschätzt und gepriesen werden. Die Villa steht nur wenige Meter entfernt von der Glienicker Brücke, die während des Kalten Krieges Ost und West teilte sowie zum weltberühmten Schauplatz von Agentenaustauschen wurde. «Wir wollten diese traurigen und schrecklichen Zeiten der Geschichte ebenso reflektieren wie den Alltag, der sich hier direkt an der Mauer abgespielt hat», fügt Döpfner hinzu.
Die Rote Armee hatte die Villa, die von Friedrich Wilhelm IV. in Auftrag gegeben und nach Plänen des Architekten Ludwig Persius in den Jahren 1843-45 erbaut wurde, nach Kriegsende beschlagnahmt. Anschließend richtete der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund darin einen Kindergarten ein, der von 1952 bis 1992 als Kinderwochenheim genutzt wurde.
«Wir wollen aus der Villa einen öffentlichen Ort machen, in dem die Geschichte des Hauses und somit ein Teil unserer eigenen Geschichte wieder lebendig wird», sagt Fischer, der gemeinsam mit Döpfner 2007 die Villa kaufte und restaurieren ließ. So wird in der Villa eine Dauerausstellung über die Brücke sowie über die DDR-Geschichte bis hin zur friedlichen Revolution gezeigt.
«Wir haben im März einen Zeitzeugenaufruf gestartet, weil wir die Potsdamer und Berliner, die das hier erlebt haben, in die Ausstellung einbinden wollten», sagt Kuratorin Lena Maculan. Damit würden historische Fakten durch persönliche Erinnerungen in Form von Geschichten, Fotos und Objekten ergänzt.
In der ersten Wechselausstellung «1989» werden Arbeiten von 14 zeitgenössischen Künstlern aus neun Nationen gezeigt. Dazu gehören Neo Rauch, Marek Piwowski, Martin Parr, Marcel Odenbach sowie Josephine Meckseper. Bei der Schau gehe es um die «Empfindlichkeiten und Emotionen» der Künstler im Zusammenhang mit dem Fall der Mauer, sagt Gerald Matt, Direktor der Wiener Kunsthalle und Kurator der Wechselausstellung.
Das Museum ist ab Sonntag (9. November) jeweils donnerstags bis sonntags zwischen 12.00 Uhr und 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet acht Euro, ermäßigt sechs Euro.