Bundeskanzlerin Angela Merkel und Saarlands Ministerpräsident Peter Müller hoben bei der Feier die Stärken des Landes hervor.
Saarbrücken. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Deutschen aufgefordert, sich im Krisenjahr 2009 die Ereignisse des Jahres 1989 zum Vorbild zu nehmen. „Wir brauchen eine permanente, produktive Unruhe, so wie wir sie im Jahr 1989 permanent und in einer unglaublichen Dichte erlebt haben“, sagte Merkel beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in Saarbrücken. Tausende beteiligten sich dort und in Berlin am Nationalfeiertag.
Merkel stellte in ihrer Ansprache vor Vertretern von Staat, Kirche und Gesellschaft die internationale Finanzmarktkrise in den Mittelpunkt. Die Bewältigung dieser Krise sei vielleicht „die erste, große, gemeinsame Herausforderung für Ost- und Westdeutsche“, sagte Merkel. Die produktive Unruhe des Jahres 1989 sei nötig, um diese Krise zu bewältigen, aber auch, um bei der Arbeit an der deutschen Einheit und der europäischen Einigung weiter zu kommen. Weiter sagte Merkel, sie wünsche Deutschland die Kraft, die von Freiheit, Demokratie und Zivilcourage ausgehe. „Ich wünsche unserem Land viel Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.“
Wirtschaftlich sei Deutschland in der Vergangenheit immer dann erfolgreich gewesen, wenn es sich als „Zukunftswerkstatt“ verstanden habe - dies habe die Erfindung des Autos, des Computers oder des Aspirins gezeigt. „Daran müssen wir anknüpfen und daran werden wir anknüpfen.“
Der Gastgeber des zentralen Festakts, Saarlands Ministerpräsident Peter Müller (CDU), warnte derweil vor einer Beschönigung der DDR. Es dürfe nicht hingenommen werden, wenn die Verhältnisse in der ehemaligen DDR heute relativiert, verharmlost oder teilweise sogar beschönigt werden. Es dürfe nicht vergessen werden, dass es in der DDR keine unabhängige Justiz gab, dass es keine freien Wahlen gab und dass an der Berliner Mauer mindestens 136 Menschen getötet wurden.
Müller sagte, zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer sei der Prozess der Wiedervereinigung nicht abgeschlossen. „Aber wir sind auf einem guten Weg, vieles ist erreicht“, sagte Müller. „Im Übrigen aber gilt; vor allem die Mauern in den Köpfen konnten zunehmend eingerissen werden, es wächst wirklich zusammen, was zusammen gehört.“
Das Saarland richtete den Festakt aus, weil es den derzeitigen Vorsitz des Bundesrats hat. In Saarbrücken und der benachbarten Großregion fand ein großes Bürgerfest mit tausenden Besuchern statt; eine genaue Teilnehmerzahl konnten die Veranstalter zunächst nicht nennen.
Auch in Berlin feierten tausende Menschen den Tag der deutschen Einheit mit einem großen Fest. Rund um das Brandenburger Tor sorgten besonders die Kleine Riesin und der Große Riese für Aufsehen. Die sieben und 15 Meter hohen Marionetten der französischen Künstlergruppe Royal de Luxe zeigten im Stadtgebiet ein Märchenspektakel, das die deutsche Wiedervereinigung symbolisieren soll.