Bis 14 Uhr machten nur 36,1 Prozent aller Wahlberechtigten von ihrem Recht Gebrauch. Es droht ein neues Rekord-Tief.
Berlin. Bei der Bundestagswahl zeichnet sich trotz des erwarteten knappen Ausgangs ein neues Rekordtief bei der Wahlbeteiligung ab. Nach Angaben des Bundeswahlleiters gaben bis 14.00 Uhr 36,1 Prozent aller Wahlberechtigten – ohne Briefwähler - ihre Stimme ab. Das waren deutlich weniger als bei der Bundestagswahl 2005, als es bereits einen historischen Tiefstand gab. Damals lag die Wahlbeteiligung bis 14.00 Uhr bei 41,9 Prozent; die Beteiligung insgesamt betrug seinerzeit 77,7 Prozent.
Am Sonntag wurde aber wegen des schönen Herbstwetters damit gerechnet, dass viele Bürger möglicherweise erst später ins Wahllokal gehen. Außerdem wurde stärker als 2005 von der Briefwahl Gebrauch gemacht. In Brandenburg und Schleswig-Holstein, wo gleichzeitig neue Landtage gewählt werden, verzeichneten die Wahllokale im Vergleich zur letzten Landtagswahl eine stärkere Beteiligung, im Vergleich zur letzten Bundestagswahl aber ebenfalls ein Minus. Rund 62,2 Millionen Bundesbürger können noch bis 18.00 Uhr den neuen Bundestag wählen. Mit Schließung der Wahllokale werden die ersten Prognosen veröffentlicht. Kurz darauf gibt es die ersten Hochrechnungen. Das vorläufige amtliche Endergebnis wird am späten Abend erwartet.
Nach den Umfragen hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gute Chancen, im Amt zu bleiben – entweder an der Spitze eines Bündnisses mit der FDP oder in der Wiederauflage einer großen Koalition. Die CDU-Chefin gab am Mittag in Berlin ihre Stimme ab. SPD-Kanzlerkandidat Frank- Walter Steinmeier hatte zuvor ebenfalls in Berlin gewählt. Bei der Bundestagswahl 2005 hatten CDU/CSU 35,2 Prozent der Stimmen erreicht, die SPD 34,2 Prozent, die FDP 9,8 Prozent, die Linke 8,7 Prozent und die Grünen 8,1 Prozent. In Brandenburg und Schleswig-Holstein bemühen sich die Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) und Peter Harry Carstensen (CDU) um eine Wiederwahl. In beiden Bundesländern gab es bislang ebenfalls große Koalitionen.
In BADEN-WÜRTTEMBERG kamen bis 14.00 Uhr nach Angaben der Landeswahlleiterin rund 36,6 Prozent der Wahlberechtigten – ohne Briefwähler – in die Wahllokale, um ihr Kreuzchen zu machen. 2005 lag die Wahlbeteiligung zu diesem Zeitpunkt bei 41,6 Prozent.
Im bevölkerungsreichsten Bundesland NORDRHEIN-WESTFALEN hatten bis zum Mittag knapp 35 Prozent gewählt; 2005 waren es zu dem Zeitpunkt 39,83 Prozent gewesen.
In BAYERN meldeten die Wahlämter mehrerer Städte zwar einen Rekord bei der Briefwahl. Dafür wurde aber in vielen Wahllokalen weniger Betrieb registriert. In Nürnberg hatten um 16.00 Uhr – einschließlich Briefwähler – knapp 59 Prozent abgestimmt. Vor vier Jahren waren es zur gleichen Zeit 63,5 Prozent.
In BERLIN gaben bis 12.00 Uhr 26,8 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Damit lag die Beteiligung zu diesem Zeitpunkt um 5,4 Prozentpunkte niedriger als 2005 (32,2 Prozent).
In RHEINLAND-PFALZ hatten bis 14.00 Uhr rund 58 Prozent gewählt - einschließlich Briefwählern. Vor vier Jahren waren es um 14.00 Uhr rund 61 Prozent.
Im SAARLAND gaben bis 14.00 Uhr rund 40 Prozent ihre Stimme ab; 2005 waren es zur gleichen Zeit bereits 43,6 Prozent.
In SACHSEN-ANHALT gaben bis 16.00 Uhr 46,3 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab; das waren so wenige wie bei keiner Bundestagswahl seit 1990 in diesem Bundesland. Vor vier Jahren waren es zu diesem Zeitpunkt bereits 54,9 Prozent.
In SACHSEN hatten um 14.00 Uhr erst gut ein Drittel der Wahlberechtigten (34,7 Prozent) votiert. Im Jahr 2005 hatten zu diesem Zeitpunkt bereits 42,7 Prozent ihre Stimme abgegeben.
In THÜRINGEN gaben bis 16.00 Uhr rund 50,7 Prozent ihre Stimme ab. 2005 waren es zu diesem Zeitpunkt bereits 57,4 Prozent.
In MECKLENBURG-VORPOMMERN hatten bis 14.00 Uhr 36,4 Prozent ihr Kreuzchen gemacht. 2005 waren es zu diesem Zeitpunkt 43,7 Prozent.
In HAMBURG war die Beteiligung um 16.00 Uhr mit 62,4 Prozent ebenfalls schwächer als vor vier Jahren (69,4 Prozent).
In SCHLESWIG-HOLSTEIN hatten um 14.00 Uhr erst 48,3 Prozent ihr Bundes-Votum abgegeben. 2005 waren es zu dem Zeitpunkt 53,9 Prozent. Bei der Landtagswahl betrug die Wahlbeteiligung 48,6 Prozent, im Februar 2005 waren es um die Zeit erst 39,9 Prozent. Im Norden wird vorzeitig ein neuer Landtag gewählt, nachdem die CDU/SPD-Koalition im Juli zerbrochen war.
Auch in BRANDENBURG lag die Beteiligung an der Landtagswahl höher als im Jahr 2004, aber leicht unter dem Ergebnis der Bundestagswahl von 2005. Bis 14.00 Uhr hatten 36,3 Prozent – ohne Briefwähler – ihre Stimme abgegeben. Im Vergleich mit der Bundestagswahl waren dies 5,2 Prozent weniger, bezogen auf die Stimmabgabe bei der Landtagswahl zu diesem Zeitpunkt aber 6,0 Punkte