Mit 2,7 Millionen Einwohnern zählt das “Land zwischen den Meeren“ zu den kleinsten Flächenländern der Republik. Und doch spielten sich dort einige der spektakulärsten politischen Skandale der Nachkriegszeit ab. Dafür stehenvor allem die Namen Barschel und Engholm.
Mit nur 38 Jahren wird Uwe Barschel (CDU) 1982 als Ministerpräsident in Kiel vereidigt. Er gilt lange als Musterbeispiel eines erfolgreichen jungen Politikers. Doch am Tag vor der Landtagswahl im September 1987, die ihn bestätigen soll, enthüllt der "Spiegel" das sogenannte "Waterkantgate": Unter Barschels Regie soll sein SPD-Kontrahent Björn Engholm bespitzelt und durch persönliche Verdächtigungen diffamiert worden sein. Die CDU gewinnt trotzdem, und Barschel gibt der Öffentlichkeit sein "Ehrenwort", dass alle Anschuldigungen gegen ihn falsch seien. Weitere Enthüllungen führen aber dazu, dass die CDU-Fraktion ihn fallen lässt. Am 2. Oktober 1987 tritt er zurück. Neun Tage später liegt er tot in der Badewanne eines Genfer Hotels. Wie er starb, ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt.
Zweimal hatte Björn Engholm (SPD) sein Ziel, in Kiel zu regieren, verfehlt. Im dritten Anlauf, bei den durch die Barschel-Affäre notwendig gewordenen Neuwahlen, erreicht er es: Im Mai 1988 wird er als Ministerpräsident vereidigt. Weitere wichtige Ämter kommen mehr auf ihn zu, als dass er sich darum beworben hat: der SPD-Bundesvorsitz 1991 und die SPD-Kanzlerkandidatur für die Bundestagswahlen 1994. Doch dann der jähe Absturz. Im Frühjahr 1993 kommen neue Details über den Umgang der SPD mit der Barschel-Affäre ans Licht, und immer bohrender wird in Kiel die Frage gestellt, wann Engholm von den Machenschaften gegen ihn im Jahr 1987 informiert worden war. Schließlich muss er einräumen, dass dies früher war als angegeben. Am 3. Mai 1993 tritt er von allen Posten zurück.
Björn Engholms Scheitern bringt Heide Simonis (SPD) an die Spitze des Landes: Im Mai 1993 wird sie als erste Frau im Amt eines Ministerpräsidenten vereidigt. Die SPD regiert zunächst allein weiter, braucht dann aber nach der Landtagswahl 1996 die Grünen als Koalitionspartner. 2000 wird dieses Bündnis unter Simonis bestätigt. Doch fünf Jahre später erreicht die SPD nur Platz zwei hinter der CDU. Simonis und die Grünen wollen sich als Minderheitsregierung vom Südschleswigschen Wählerverband (SSW, zwei Sitze) tolerieren lassen. Doch im Landtag kommt es zum Eklat: In vier Wahlgängen fehlt Simonis je eine Stimme aus dem eigenen Lager. Von "Putsch" und einem "Heide-Mörder" ist die Rede. Simonis beendet ihre lange politische Karriere. Seither regiert in Kiel die Großen Koalition.