Erst sagte er, er stehe nur für Allah auf. Jetzt setzte sich der mutmaßliche Adem Yilmaz demonstrativ hin, als die Richter den Saal betraten. Das ließ sich der Vorsitzende Ottmar Breidling nicht bieten. Der Richter warnte davor, dass der Prozess zu einer “Farce“ verkomme. Wortgefechte und Zwischenrufe.
Düsseldorf. Kuriose Entwicklung im Düsseldorfer Terrorprozess: Das erste Urteil ist gefallen, obwohl der Prozess keine zwei Tage alt ist. Adem Yilmaz (30), einer der Angeklagten, wurde von Richter Ottmar Breidling zu einer Woche Ordnungshaft verdonnert. Schon am ersten Tag war er nicht aufgestanden, als ein Dolmetscher vereidigt wurde. Jetzt setzte er sich demonstrativ, als die Richter den Saal im Hochsicherheitstrakt betraten eine Ungebührlichkeit mit Folgen.
Bleibt er an jedem der 40 anberaumten Verhandlungstage sitzen, hat er schon fast ein Jahr im Gefängnis zu verbringen, noch ehe überhaupt ein Urteil über die schwerwiegenden Anklagepunkte gesprochen ist. "Der Prozess soll nicht zur Farce verkommen", sagte Richter Breidling. Konsequent tritt er in Deutschlands spektakulärstem Terrorprozess der vergangenen Jahre auf. Klar in der Sache, klar in der Ansage.
Dreimal forderte Breidling den Angeklagten am Donnerstag nach einer Unterbrechung wieder auf, sich zu erheben. Dann wurde die Ordnungshaft verhängt. Yilmaz rief: "Dankeschön." Breidling sagte zum Verteidigertisch, er könne Yilmaz auch vom Prozess ausschließen. Die Anwälte sollten das Temperament ihres Mandanten zügeln. Verteidigerin Ricarda Lang sagte: "Unser Mandant ist ist erwachsen und weiß, was er tut." Darauf Richter Breidling: "Das ist ein interessanter Satz. Den werden wir ins Protokoll aufnehmen."
21 Angehörige sollen heute gehört werden. Ob sie tatsächlich mehr sagen als ihren Namen und ihr Geburtsdatum, ist fraglich. Sie dürfen sich als Verwandte auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht berufen. Eltern und Geschwister drängten sich am Eingang des Düsseldorfer Oberlandesgerichts. Der angeklagte Daniel Schneider (23), das wurde am Rande der Verhandlung bekannt, lässt sich regelmäßig von seiner Mutter in der Haft besuchen.
Die zum Islam konvertierten Deutschen Fritz Gelowicz und Daniel Schneider, der Deutsch-Türke Atilla Selek und der Türke Adem Yilmaz wollten laut Anklage mit Autobomben möglichst viele amerikanische Bürger in Deutschland töten. Die Bundesanwaltschaft wirft dem Quartett Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Vorbereitung eines Sprengstoffanschlags und Verabredung zum Mord vor. Schneider muss sich zudem wegen versuchten Mordes verantworten, weil er bei seiner Festnahme auf einen Polizisten geschossen haben soll.