Die Bundesregierung schließt die Aufhebung ihres Boykotts der Antirassismus-Konferenz in Genf nicht aus. Denkbar ist ein Wiedereinstieg bei den Beratungen über das Abschlussdokument. Das ist aber stark vom Verlauf der Konferenz abhängig.

Genf. Wie Deutschland hatten auch die USA und andere westliche Staaten ihren Boykott erklärt. Sie befürchten, dass die Konferenz von islamischen Ländern für propagandistische Attacken gegen Israel missbraucht werden könnte.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier hätten sich sehr intensiv über die Frage einer Teilnahme an der UN-Konferenz ausgetauscht, so der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg. Bei der Absage, der ersten dieser Art an eine UN-Konferenz, handele es sich um einen einmaligen Akt, sagte Steg. Die Angriffe auf Israel waren der Grund, weshalb schon die erste "Weltkonferenz gegen Rassismus" 2001 in Durban mit einem Eklat endete. Die Delegationen der USA und Israels reisten damals vorzeitig ab.

Der Interkulturelle Rat, ein Zusammenschluss verschiedener gesellschaftlicher Gruppen, erklärte hingegen, Deutschland erweise den Menschenrechten mit seiner Absage eine Bärendienst. Die Chance auf eine gemeinsame Willenserklärung der Staatengemeinschaft im Kampf gegen Rassismus sei vertan.

Die UN-Konferenz dauert bis zum 25. April. Nach Angaben der Vereinten Nationen haben mindestens 35 Staaten ihre Teilnahme zugesagt. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad traf am Sonntagabend unter dem Protest Israels den Schweizer Bundespräsidenten Hans-Rudolf Merz in Genf.