Konferenz macht Vorschläge zu mehr Integration. Bestattungen nach muslimischem Ritus sind bundesweit geplant.

Berlin. Der Islam als Religion soll ordentliches Unterrichtsfach an Deutschlands Schulen werden. Darauf verständigten sich Vertreter von Bund und Ländern gestern mit muslimischen Verbänden auf der dritten Islamkonferenz in Berlin. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, dazu bräuchten die Bundesländer Partner in Religionsgemeinschaften. "Wir sind uns einig, dass dieser Weg jetzt gegangen werden soll."

Zu den Bedingungen für eine Einführung soll unter anderem auch zählen, dass das Fach in deutscher Sprache gelehrt wird. Schäuble sagte vor der Konferenz, er hoffe, dass durch den Religionsunterricht der Einfluss von Hasspredigern in Deutschland eingedämmt werde. Er räumte nach den vierstündigen Beratungen allerdings ein, dass nicht alle Bundesländer zur Einführung des Islamunterrichts bereit sind.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) unterstützt den Vorstoß der Konferenz. Der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber sagte der "Bild"-Zeitung, dass es dafür noch "manche Hürde" zu überwinden gelte. "Ein solcher Religionsunterricht muss in Deutsch erteilt werden von Lehrern, die in Deutschland ausgebildet wurden."

Der Koordinierungsrat der Muslime will möglichst schnell die Voraussetzungen für den Religionsunterricht schaffen. Sprecher Bekir Alboga kündigte an, der Dachverband werde Landesverbände gründen und dann als einheitlicher Ansprechpartner für Schulen auftreten.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die CDU-Politikerin Annegret Kramp-Karrenbauer, sagte, es werde noch dauern, bis Lehrpläne entwickelt und Lehrkräfte ausgebildet worden seien. Bis zum nächsten Schuljahr gelinge das nicht.

Die Konferenz unterstützt den Bau von Moscheen in Deutschland, indem sie Empfehlungen an Politik, Öffentlichkeit, muslimische Bauherren und Nachbarschaften ausspricht, um Streitigkeiten zu vermeiden. Sie setzt sich darüber hinaus dafür ein, flächendeckend Möglichkeiten für islamische Bestattungen zu schaffen. Zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Muslimen und den Sicherheitsbehörden wird beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge eine Koordinationsstelle eingerichtet.

Schäuble hatte die Islamkonferenz im September 2006 ins Leben gerufen. Die damals eingesetzten Arbeitsgruppen legten dem 30-köpfigen Plenum von Muslimen und aus der Politik nun Empfehlungen vor, die "alle einmütig zur Kenntnis genommen wurden", wie Schäuble sagte. Zu einzelnen Formulierungen habe es bei den muslimischen Verbänden aber Vorbehalte gegeben.

In der Zwischenbilanz verpflichtet die Konferenz die hier lebenden Muslime auf die deutsche Rechtsordnung und das Grundgesetz. Dies bedeute, dass die Gleichberechtigung von Mann und Frau vor dem Gesetz und vor Gott anerkannt werde, betonte Bekir Alboga.

Ganz ohne Streit verlief auch das dritte Treffen der Islamkonferenz nicht: Die Vertreter der nicht organisierten Muslime warfen den Verbandsvertretern vor, "nicht offen" zu sagen, was sie unter Islam verstünden und tatsächlich eine andere Werteordnung als das Grundgesetz vorzuziehen.


Mehr zur Islamkonferenz: www.bmi.bund.de