Kommentar

Vernor Munoz, der Uno-Menschenrechtsinspektor, kommt aus Costa Rica. "Wie kann der das deutsche Schulsystem beurteilen?", fragen jetzt viele erbost. Indem er einfach andere Maßstäbe anlegt als die Mehrheit der deutschen Bildungspolitiker. Munoz hat Grundsätzliches nachgefragt und damit eben auch grundsätzliche Mängel unseres Systems aufgedeckt.

Ob gleich von der Verletzung des Menschenrechts auf Bildung die Rede sein muss, mag dahingestellt sein. Tatsache ist, dass nicht erst der Uno-Inspektor die mangelnde Durchlässigkeit der drei Schulformen und die Tatsache beklagt, dass sie ein gesellschaftliches Klassensystem fördern, das vor allem den Weg von unten nach oben erschwert. Sein Vorschlag, nach neuen Wegen zu suchen, auch mithilfe zusätzlicher wissenschaftlicher Untersuchungen, macht Sinn.

Costa Rica gilt übrigens als ein Land mit vorbildlichem Schulsystem. Die Analphabeten-Rate liegt mit 4,2 Prozent auf dem niedrigsten Stand in ganz Lateinamerika. Zum Vergleich: In Deutschland wird diese Rate auf sechs Prozent geschätzt. Vernor Munoz scheint also durchaus zu wissen, wovon er redet.