Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat das Urteil gegen die Supermarkt-Kassiererin Barbara E. als “barbarisch“ und “asozial“ bezeichnet.
Berlin. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat das Urteil gegen die Supermarkt-Kassiererin Barbara E. als "barbarisch" und "asozial" bezeichnet. Die Frau sei wegen einer "Nichtigkeit" in die Arbeitslosigkeit gestoßen worden, sagte er der "Berliner Zeitung". "Das Gericht hätte durchaus anders entscheiden können", fügte Thierse hinzu. Ein solches Urteil zerstöre das Vertrauen in die Demokratie.
Der Vorsitzende des Berliner Anwaltsvereins, Ulrich Schellenberg, forderte Thierse auf, "sich für seine verbale Entgleisung" zu entschuldigen. Er habe aus "rein populistischen Gründen die Unabhängigkeit der Gerichte infrage gestellt". Er legte Thierse sogarden Rücktritt vom Amt des Bundestagsvizepräsidenten nahe.
In der "Bild"-Zeitung räumte Thierse ein, die Härte der Formulierung sei seiner Empörung geschuldet gewesen. "Es war eine unverhältnismäßige Reaktion auf ein unverhältnismäßiges Urteil."
Das Landesarbeitsgericht Berlin hatte die Kündigung der Frau bestätigt. Die Supermarkt-Kassiererin soll zwei Leergutbons für sich eingelöst haben, die Kunden zuvor verloren hatten.