Der Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) wechselt in den Vorstand der Bundesbank. Schon länger hatte es Gerüchte um einen solchen Schritt...
Berlin. Der Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) wechselt in den Vorstand der Bundesbank. Schon länger hatte es Gerüchte um einen solchen Schritt gegeben, gestern bestätigte Sarrazin die Entscheidung. Zum 1. Mai soll er die Arbeit in Frankfurt am Main aufnehmen. Die Landesregierungen von Berlin und Brandenburg hatten ihn vorgeschlagen. Es wird erwartet, dass der Bundesrat dem Vorschlag folgt.
Dem promovierten Volkswirt war es gelungen, binnen sieben Jahren den schier hoffnungslos defizitären Haushalt der Bundeshauptstadt wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen. 2007 und 2008 konnte das Land sogar Überschüsse verzeichnen; von den mehr als 60 Milliarden Euro Schulden, die sich hauptsächlich vor Sarrazins Amtszeit angesammelt hatten, wurde seit 2006 immerhin eine Milliarde abbezahlt.
Bundesweit war der Politiker vor allem durch seine wenig feinfühligen Sprüche bekannt geworden, etwa über Hartz-IV-Empfänger oder Beamte. "Wir wollen nicht verhehlen, dass er uns so manches Mal erschüttert hat", sagte gestern der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD). "Der morgendliche Blick in die Zeitung war nicht immer erbauend." Doch trotz mancher Reibereien wusste der Bürgermeister seinen Parteigenossen zu schätzen. Er lobte ihn als "einen der profiliertesten Finanzpolitiker der Bundesrepublik Deutschland", den er ungern ziehen lasse. Entsprechend bedankte sich Sarrazin: "Klaus Wowereit hat den Kurs und damit auch mich immer gestützt." Wer sein Nachfolger wird, ist noch unklar.