Die beiden größten Exportnationen planen Vertiefung der Kooperation. Gemeinsam Verträge unterzeichnet.
Berlin/Hamburg. Es schneite vor dem Kanzleramt, als Angela Merkel den Gast aus China empfing. Aber obwohl Wen Jiabao gerade vom Weltwirtschaftsforum im tief verschneiten Davos nach Berlin kam - die paar Schneeflocken waren für den Ministerpräsidenten immer noch Anlass genug, um im reichhaltigen Schatz chinesischer Sprichwörter das Passende zu finden. Also verkündete Wen Jiabao: "Schnee ist ein Vorzeichen für ein gutes Jahr", was in Anbetracht der weltweiten Konjunkturkrise, die natürlich auch beim Treffen mit der Kanzlerin Gesprächsthema Nummer eins war, geradezu trotzig klang.
Zugleich gab der Regierungschef damit aber auch das Motto für seinen dritten Deutschland-Besuch vor: Alles wieder in Ordnung nach vielen Aufgeregtheiten zwischen Peking und Berlin - nun galt es, gemeinsam Optimismus zu verbreiten. Der Mann aus Peking war gerade einmal 18 Stunden in Berlin, doch immerhin sechs davon verbrachte er pausenlos zusammen mit der Kanzlerin: Frühstück, Mittagessen, gemeinsamer Besuch bei einem hochkarätig besetzten Wirtschaftsforum. Wegen des dicht gedrängten Programms wurde sogar ein wenig am Protokoll gemogelt: Der Empfang mit militärischen Ehren fand erst vier Stunden nach dem ersten Morgentermin statt.
Der Streit um den Dalai Lama, der zum großen Ärger der Chinesen vor eineinhalb Jahren ebenfalls im Kanzleramt zu Gast war, war kaum noch ein Thema - abgesehen von ein paar Dutzend Tibet-Demonstranten und dem kurzen Satz der Kanzlerin: "Wir haben ein intensives Interesse daran, dass die Gespräche mit Vertretern des Dalai Lama wieder in Gang kommen." Doch so ändern sich die Zeiten: Jetzt ging es vielmehr um die Frage, welchen Beitrag die beiden weltgrößten Exportnationen leisten können, um aus der Krise wieder herauszukommen. "Wir können die Krise gemeinsam bewältigen", sagt Wen Jiabao.
Ebenso wie Berlin hat Peking dazu ein Riesen-Konjunkturpaket auf den Weg gebracht - mit einem Umfang von rund 450 Milliarden Euro. Auch deutsche Firmen könnten davon profitieren. Zwar hat die Volksrepublik weiterhin Wachstumsraten, von denen westliche Industrienationen derzeit nur träumen können. Aber statt eines zweistelligen Plus erwarten Experten in diesem Jahr nur noch fünf bis 7,5 Prozent. Trotz Krise wollen Deutschland und China das gemeinsame Handelsvolumen von etwa 90 Millionen Euro pro Jahr halten. Dazu dient auch eine ganze Reihe von Wirtschaftsverträgen, die im Kanzleramt unterzeichnet werden: Das Transrapid-Konsortium will die weltweit einzige kommerziell genutzte Magnetschwebebahnstrecke in Shanghai verlängern, Daimler in China Lastwagen bauen, der chinesische Baumaschinenhersteller Sany bei Köln ein Werk mit Forschungszentrum errichten.
Die Spitzenmanager deutscher Unternehmen konnten gestern ohnehin aufatmen. Sie müssen auch künftig nicht befürchten, dass ihre Gehälter nach oben begrenzt werden. "Das war auch nie geplant, mit Ausnahme der Linkspartei hat das keiner gewollt", sagte Otto Bernhardt, finanzpolitischer Sprecher der Union, dem Hamburger Abendblatt. Er hatte die von der Großen Koalition eingesetzte Arbeitsgruppe zur Neuordnung der Managerbezüge geleitet, deren Ergebnisse jetzt bekannt wurden.
Schärfere Auflagen sollen aber bald in Kraft treten - möglichst noch vor der Sommerpause. So sollen Manager Aktienoptionen erst nach vier statt derzeit nach zwei Jahren einlösen dürfen, um nachhaltiger zu agieren. Auch die Haftung der Aufsichtsräte wird verschärft. Und: Auch bei den Gehältern der Top-Verdiener der öffentlich-rechtlichen Anstalten ARD und ZDF soll künftig mehr Transparenz einkehren.