Der Nord-Chef der Liberalen sprach sich für Verhandlungen mit SPD und Grünen aus. Kommt doch die Ampel in Nordrhein-Westfalen?
Berlin/Düsseldorf. FDP-Bundesvorstandsmitglied Wolfgang Kubicki hat seine Parteikollegen in Nordrhein-Westfalen zu Sondierungsgesprächen für eine Ampel-Koalition aufgerufen. „Sich allen Gesprächen zu verweigern ist doch ein Sandkastenspiel von Kleinkindern“, sagte Kubicki in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Er rate seiner Partei, das Gesprächsangebot von SPD-Landeschefin Hannelore Kraft anzunehmen.
Zugleich müssten die Liberalen aber konkrete Bedingungen für eine gemeinsame Regierung mit Sozialdemokraten und Grünen formulieren. Kraft könne von seiner Partei nicht erwarten, ihr komplettes Programm auf den Kopf zu stellen, unterstrich der Chef der FDP-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag.
Nach dem Scheitern der Sondierungen von Rot-Grün mit der Linkspartei will die SPD in NRW ab Donnerstag mit der CDU die Möglichkeiten zur Bildung einer Großen Koalition ausloten. Zugleich hatte die SPD den Liberalen erneut Avancen für eine Ampelkoalition zusammen mit den Grünen gemacht.
SPD und CDU sind im Düsseldorfer Landtag nach der Wahl am 9. Mai gleich stark vertreten, weder CDU und FDP noch Rot-Grün haben eine Mehrheit. Die Liberalen hatten Gespräche mit SPD und Grünen wegen deren Sondierungsbereitschaft mit der Linken abgelehnt.
Unterdessen stößt ein schneller Ruf nach Neuwahlen bei den Bürgern auf wenig Akzeptanz und könnte sich für die SPD als riskante Strategie erweisen. „Es gibt die weit verbreitete Erwartung, dass man sich gefälligst zusammenraufen soll“, sagt Manfred Güllner vom Institut Forsa den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe. Falls die Bürger dennoch zur Urne gebeten würden, rechnet Güllner mit einer noch niedrigeren Wahlbeteiligung. Er prophezeit: „Die Großen würden beide verlieren, die Kleinen zulegen.“ Güllner glaubt: „Eine Große Koalition wird nicht als etwas Schlechtes wahrgenommen.“ Selbst Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) gelte trotz seines Wahldebakels „nicht als Unsympath, der um jeden Preis weg muss.“