Angela Merkel ließ sich in den Golf-Staaten die erste CO2-freie Stadt zeigen. Doch die Sorgen um die Union reisten mit.
Abu Dhabi. Emirate, Saudi-Arabien, Katar und Bahrein: Bundeskanzlerin Angela Merkel nimmt sich bei ihrer viertägigen Golf-Tour eine Auszeit von der Krise. Doch der angekündigte Rücktritt des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch durchkreuzte die Bedeutung von Merkels Besuchsprogramm in den arabischen Ländern. Die Parteichefin darf sich zwar glücklich schätzen, dass ein möglicher Konkurrent verschwunden ist. Doch Koch band auch die vielen traditionell konservativen Wähler der Union, die sich mit Merkels Modernisierungskurs nicht anfreunden können.
Merkel sieht in den Golfstaaten Verbündete für die Bemühungen von Amerikanern und Europäern, eine iranische Atombombe zu verhindern. „Die Betroffenheit der Bevölkerung hier ist sehr groß“, sagte nach Gesprächen mit der Führung der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). „Man sieht, wie groß das Interesse an einem Iran ist, der nicht nach atomarer Bewaffnung trachtet.“ Europa und die Golfstaaten unterhielten freundschaftliche Beziehungen. „Denn wir teilen die gleichen Sicherheitsinteressen“, sagte Merkel.
Der Iran wird verdächtigt, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung der Atomkraft an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten. Die Regierung in Teheran weist das zurück. Die arabischen Staaten fürchten zum einen eine atomare Aufrüstung des Iran. Zum anderen sind sie besorgt über eine Eskalation am Persischen Golf, die ihre umfangreichen Rohstofflieferungen in alle Teile der Welt gefährden könnte. Merkel wird von einer hochrangigen Wirtschaftsdelegation begleitet und möchte die wirtschaftlichen Beziehungen mit der Boom-Region ausbauen.
Sie hat außerdem die geplante erste CO2-freie Stadt der Welt besichtigt. In Abu Dhabi fuhr sie nach Masdar-City. Die Ökostadt soll einmal vollständig durch erneuerbare Energien versorgt werden und den Status einer Sonderwirtschaftszone erhalten, in der sich rund 1500 Unternehmen im Bereich erneuerbarer Energien aus der ganzen Welt ansiedeln sollen. Abu Dhabi will bis 2015 globaler Marktführer in der Erforschung und Anwendung dieser Ressourcen werden.
Die VAE investieren Milliarden von US-Dollar in das Projekt Masdar. Allerdings wurden nach deutschen Regierungsangaben ursprüngliche Ziele inzwischen wieder eingeschränkt beziehungsweise zeitlich gestreckt. So sei die Eigenversorgung vor allem mit Trinkwasser, die Stromversorgung aller Gebäude durch erneuerbare Energien sowie das unterirdische Transportsystem mit fahrerlosen spurgebundenen Elektrofahrzeugen auf einen Kernbereich reduziert worden. In Masdar-City soll einmal 50.000 Menschen Platz zum Wohnen und zusätzlich 40.000 Menschen Möglichkeiten für Arbeit und Freizeit bieten.