Scheidende Lafontaine und Bisky genossen still zu Hause
Berlin. Im Karl-Liebknecht-Haus feierten zwei Linken-Spitzenpolitiker völlig ausgelassen: Klaus Ernst und Gesine Lötzsch. Das Duo soll Oskar Lafontaine und Lothar Bisky am kommenden Sonnabend an der Parteispitze ablösen. Mit dem lauten Aufschrei "drin" kommentierte der bayerische Gewerkschafter Ernst die ersten Prognosen, die bereits auf einen sicheren Einzug der Linke in den Landtag von Nordrhein-Westfalen hindeuteten. Gesine Lötzsch jubelte nicht ganz so lautstark. "Wir haben unser Wahlziel deutlich erreicht", erklärte sie nüchtern.
Für Lötzsch und Ernst dürfte der Erfolg in NRW Rückenwind bedeuten. Während Lötzsch als unumstritten gilt, war Ernst in den vergangenen Wochen heftig kritisiert worden - vor allem aus Ostdeutschland, aber auch in seinem bayerischen Heimatverband. Nach den ersten Prognosen aus NRW sagte er am Sonntag, er sehe der Vorstandswahl "mit Gelassenheit" entgegen.
Lafontaine scheute bei seiner letzten Landtagswahl als Vorsitzender der Linken das Rampenlicht. Der 66-Jährige feierte gestern mit seiner Frau Christa Müller zu Hause im saarländischen Wallerfangen deren Geburtstag, statt sich in das Getümmel der Wahlpartys zu stürzen. Auch der Kovorsitzende Lothar Bisky fand nicht den Weg in die Berliner Parteizentrale. Beide genossen ihren letzten Triumph als Parteivorsitzende im Stillen.
Mit dem Einzug in den Landtag des größten Bundeslandes hat sich die Linke endgültig auch im Westen etabliert. Sie ist jetzt in 13 Landtagen vertreten - nur in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gibt es noch keine Linksfraktion. Insgesamt hat die Linke 274 Abgeordnete in die Parlamente entsandt. Etwa ein Dutzend weitere werden nun hinzukommen.
Ob sie etwas mit der Regierungsbildung zu tun haben werden, blieb noch unklar. Die Parteispitze sah aber auch die Bundesregierung deutlich abgestraft. Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sogar auf, die Vertrauensfrage zu stellen.