Berlin/Hamburg. Wollte Russlands Präsident heimlich den Altkanzler aktivieren? Helmut Kohl sieht die Ukraine-Krise anders als seine Nachfolgerin.
Präsident Wladimir Putin soll sich in den vergangenen Monaten "mehrfach" an Altkanzler Helmut Kohl, 85, gewandt haben, um in Deutschland um Verständnis für die russische Position in der Ukraine-Krise zu werben. Das berichtet der "Spiegel" in seiner neuen Ausgabe. Kohls Büro, so der "Spiegel", habe das weder dementiert noch bestätigt. Mit seinen Briefen an Kohl wollte Putin offenbar auch auf die Union Einfluss nehmen, deren Vorsitzende, Bundeskanzlerin Angela Merkel, eine harte Haltung gegenüber dem Kreml zeigt.
Sollte sich Kohl öffentlich im Sinne Putins äußern, wäre der diplomatische und innenpolitische Eklat da. Kein Wunder, dass sein Büro so zurückhaltend ist. Der Altkanzler war zuletzt mit einer Erkrankung auf der Intensivstation des Heidelberger Universitätsklinikums. Ihm war zuvor eine neue Hüfte eingesetzt worden.
Kohl vertritt in seinem Buch "Aus Sorge um Europa" die Auffassung, dass auch den Westen eine Mitschuld an der Ukraine-Krise trifft. Diese Meinung teilt auch Kohl Nachfolger Gerhard Schröder (SPD). "Für eine stabile europäische Sicherheitsordnung ist die Einbeziehung Russlands existenziell", schrieb Kohl in seinem Buch vom vergangenen November. (HA)