London/Hamburg. Kann Labour-Chef Ed Miliband Premier David Cameron ablösen? Die Wahlen sind extrem spannend. Cameron leistete sich peinliche Schnitzer.
Das Baby ist da! Charlotte Elizabeth Diana heißt die Kleine, die Zweitgeborene von Prinz William und Herzogin Kate. Das ist die Nachricht des Monats in Großbritannien. Und nun die Parlamentswahlen? Da sind die Briten schon weniger begeistert, auch wenn es eine leichte Wechselstimmung gibt. Denn das zweite Royal Baby der Nach-Charles-und-Diana-Generation überlagert die Wahl zum Unterhaus und die mögliche Schicksalsfrage für die Europäische Union, für die Börsen und Premier David Cameron. Die Wahlbeteiligung wird von Beobachtern niedrig erwartet, auch wenn es um viel geht – nicht nur für die Bewohner der Insel. Die ersten Ergebnisse werden für Donnerstagabend gegen 23 Uhr deutscher Zeit erwartet. So lange sind die Wahllokale geöffnet.
Die sogenannten Promis und Experten auf anderen Gebieten haben allerdings eine dezidierte Meinung über die Wahlen und ihre Präferenzen. So wünschte sich beispielsweise der Physiker Stephen Hawking öffentlich einen Labour-Premierminister Ed Miliband,
Schauspieler Martin Freeman („Der Hobbit“) dreht gleich ein ganzes Labour-Wahlvideo, und auch „Harry Potter“-Star Daniel Radcliffe bekannte sich zu Miliband und seiner Partei. Zudem drückte Autor Ken Follett („Die Säulen der Erde“) am Wahltag noch schnell allen Labour-Kandidaten über Twitter die Daumen.
Mode-Ikone Vivienne Westwood rührte hingegen schon im Januar die Werbetrommel für die Grünen, während Hugh Grant Abgeordnete der Liberaldemokraten unterstützte.
Der ungewisse Ausgang der Parlamentswahlen hat für Nervosität unter den Devisenanlegern gesorgt. Die Kosten zur kurzfristigen Absicherung gegen starke Schwankungen beim Pfund schossen in die Höhe. Das entsprechende Barometer kletterte nach Reuters-Daten mit 33,13 Punkten auf den höchsten Stand seit Mitte 2010. Die Währung des Vereinigten Königreichs fiel zeitweise auf 1,5165 Dollar zurück von 1,5247 Dollar im Schlussgeschäft vom Mittwoch. Der Londoner Leitindex verlor bis zu 1,8 Prozent.
Für Unsicherheit sorgt vor allem die Frage, ob Großbritannien in der nächsten Legislaturperiode einem EU-Austritt näher kommen könnte. Dies dürfte Experten zufolge auch deutliche Spuren in der Wirtschaft des Landes hinterlassen. Premierminister David Cameron hatte jüngst bekräftigt, im Falle seiner Wiederwahl noch vor 2017 ein Referendum über den EU-Verbleib Großbritanniens anzusetzen.
It's a girl! Kate, William und Prinzessin Charlotte
Die Briten haben vermutlich zwischen der Fortsetzung der konservativen Regierung unter Premierminister David Cameron und einem Linksbündnis unter Labour-Chef Ed Miliband zu entscheiden. Die Umfragen sahen einen extrem knappen Ausgang voraus. Wahlforscher befürchten, dass sich die großen Parteien ein totes Rennen liefern und die Entscheidung über die Bildung einer neuen Regierung erst in Tagen oder Wochen fallen könnte.
Insgesamt sind 650 Mandate zu vergeben. Vermutlich reicht eine Mehrheit von 323 Mandaten im Unterhaus zur Bildung einer neuen Regierung. Zum Vergleich die Ergebnisse der Abstimmung von 2010: Konservative: 36,1 % der Stimmen (307 Mandate), Labour: 29,0 % (258), Liberaldemokraten: 23,0 % (57), SNP: 1,7 % (6), Grüne: 1,0 % (1), Democratic Unionist Party (Nordirland): 0,6 % (8), Sinn Fein (Nordirland): 0,6 % (5), Social Democratic and Labour Party (Nordirland) 0,4 % (3), Plaid Cymru (Wales) 0,6 % (3).
Für David Cameron lief der Wahlkampf auch nicht optimal. Schlechte PR erhielt er nach einem Besuch an einer Grundschule, in der eine Schülerin gelangweilt und entnervt ihren Kopf auf die Tischplatte schlug und dem Premier eines der unglücklichsten Fotos des Wahlkampfs einbrockte. Und: Mit Londons Bürgermeisters Boris Johnson brauchte Cameron in einer Kita fast zehn Minuten für ein Kinderpuzzle. Die Betreuerin griff helfend ein. (dpa/rtr/HA)