Premierminister Sharif will Moratorium aufheben. Dadurch könnten Terroristen nach Attentaten wieder hingerichtet werden. Indische Kinder weinen um getötete Schüler des Nachbarlandes.
Islamabad/Neu Delhi. Nach dem Anschlag auf eine Schule in Peshawar mit mehr als 140 Toten will die pakistanische Regierung die Todesstrafe wieder vollstrecken. Premierminister Nawaz Sharif habe einer „Aufhebung des Moratoriums zur Vollstreckung der Todesstrafe in Fällen mit Bezug zum Terrorismus“ zugestimmt, teilte Sharifs Büro am Mittwoch mit. Pakistan hatte die Vollstreckung der Todesstrafe 2008 ausgesetzt. Seither wurde nur ein Soldat im Jahr 2012 hingerichtet, der von einem Militärgericht zum Tode verurteilt worden war.
Allerdings verurteilten auch zivile Gerichte Angeklagte weiterhin zum Tod durch Erhängen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International geht davon aus, dass mehr als 8000 Gefangene in Pakistan im Todestrakt sitzen. Im Juni 2013 hatte Sharifs neugewählte Regierung das Moratorium schon einmal ausgesetzt, um verstärkt gegen Kriminelle und radikale Islamisten vorgehen zu können. Nach Protesten von Menschenrechtsorganisationen wurde die Entscheidung zwei Wochen später jedoch wieder zurückgenommen.
Am Dienstag hatten pakistanische Taliban an einer von der Armee betriebenen Schule in Peshawar nahe der Grenze zu Afghanistan einen der folgenschwersten Anschläge in der Geschichte des Landes verübt. Der Angriff löste in Pakistan weithin Entsetzen und Abscheu aus. Die Täter gingen nach Angaben von Augenzeugen von Klassenraum zu Klassenraum und erschossen 141 Menschen, die meisten von ihnen Schüler. Zu dem Anschlag bekannte sich die radikalislamische Rebellenbewegung Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP).
Indische Schüler weinen um Opfer
Unterdessen haben Schulkinder in Pakistans Nachbarland Indien der Opfer mit zwei Schweigeminuten gedacht. Viele Kinder zündeten Kerzen an und manche weinten. Auch in beiden Häusern des indischen Parlaments legten die Abgeordneten zwei Schweigeminuten ein, wie Indiens Premierminister Narendra Modi am Mittwoch per Twitter mitteilte.
Die Initiative geht auf Modi zurück, der am Vortag bereits mit seinem pakistanischen Amtskollegen Nawaz Sharif gesprochen hatte. Solche Gespräche und Solidaritätsbekundungen sind äußerst selten; die Atommächte Indien und Pakistan sind verfeindet.