130 Kinder und Jugendliche sterben bei Terroranschlag auf Militärschule in Pakistan. Nobelpreisträgerin Malala: „Es bricht mir das Herz.“
Peschawar. Sie wollten Rache – und sie suchten sich dafür wehrlose Opfer: Terroristen der radikalislamischen Taliban haben gestern in Peschawar (Pakistan) eine Schule überfallen. Dabei kamen mindestens 141 Menschen ums Leben, mehr als 130 davon Kinder und Jugendliche. Weitere 130 Menschen erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Die Tat sorgte weltweit für Entsetzen. Die pakistanische Friedensnobelpreis-Trägerin, Malala Yousafzai, 17, sagte: „Dieser sinnlose und kaltblütige Terrorakt bricht mir das Herz.“
Ein Kommando von sechs Taliban-Kämpfern war vormittags in die vom Militär betriebene Army Public School & College der Millionenstadt Peschawar eingedrungen und hatte laut Polizei insgesamt 500 Schüler und Lehrer als Geiseln genommen. Eine Lehrerin berichtete, dass einige Schüler in den oberen Klassen gerade eine Prüfung geschrieben hätten, als die Terroristen plötzlich auf sie schossen. Kurz darauf fuhr die Armee mit Panzern vor, Scharfschützen gingen in Stellung, und es begann ein stundenlanges Feuergefecht. Explosionen erschütterten das Gebäude. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Kinder in ihren Schuluniformen mit grünen Pullovern in Todesangst ins Freie rannten. Soldaten trugen immer wieder blutüberströmte Schüler und Lehrer aus der Schule. Die Krankenhäuser in Peschawar riefen die Bevölkerung zu Blutspenden auf. Erst nach etwa sieben Stunden meldete die Armee das Ende der Kämpfe. Alle sechs Attentäter seien bei den Gefechten getötet worden, teilte ein Militärsprecher mit. Einer der Terroristen habe sich selbst in die Luft gesprengt.
Ein Sprecher der Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP) verteidigte den Anschlag in örtlichen Medien als Vergeltung. Die vom Militär betriebene Schule, wegen ihres hohen Bildungsstandards bei Eltern beliebt, sei zum Ziel geworden, „weil sie (die Soldaten) auch unsere Familien angreifen. Wir wollen, dass sie den Schmerz fühlen, den wir fühlen.“ Die pakistanische Armee geht massiv in den Stammesgebieten im nordwestlichen Grenzgebiet zu Afghanistan gegen radikalislamische Gruppen wie die Taliban oder das Terrornetz al-Qaida vor. Dabei wurden nach Regierungsangaben bereits Tausende Extremisten getötet und vertrieben.
Merkel verurteilt Terrorakt scharf
Ministerpräsident Nawaz Sharif bezeichnete den Angriff als nationale Tragödie und ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. „Das sind meine Kinder. Es ist mein Verlust.“ Schulen, besonders solche für Mädchen, werden in Pakistan immer wieder zur Zielscheibe für die Extremisten. Sie verbreiten aus ihrer Sicht „westliche Dekadenz“ und unislamische Lehren.
Bundeskanzlerin Angela Merkel CDU) und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verurteilten den „verbrecherischen Angriff“ scharf. Die Geiselnahme und Ermordung von Kindern übertreffe „in ihrer grausamen Feigheit alles, was das seit Jahren von Terror und Gewalt heimgesuchte Pakistan bisher kannte“, sagte Steinmeier. Der Generalsekretär der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), Ijad Amin Madani, sagte, wer im Namen des Islam solche Gewalt verübe, habe mit dieser Religion nichts zu tun.