Land setzt sich über Warnungen hinweg. Internationale Gemeinschaft den kommunistischen Staat in die Schranken weisen?
Seoul. Nordkorea hat mit einem Raketenstart erneut die internationale Staatengemeinschaft herausgefordert. Trotz aller Warnungen startete das kommunistische Land am Mittwoch zum zweiten Mal in diesem Jahr eine mehrstufige Unha-3-Rakete. Nordkorea erklärte, ein Beobachtungssatellit habe die angepeilte Erdumlaufbahn erreicht.
Aus Sicht der USA und anderer Staaten handelt es sich um einen verschleierten Waffentest. Weltweit gab es scharfe Kritik. Der UN-Sicherheitsrat sollte sich noch am Mittwoch mit dem Thema befassen. Die Europäische Union prüft neue Sanktionen.
Der Raketenstart fällt mit den Gedenkfeiern zum ersten Todestag von Kim Jong Il am 17. Dezember zusammen. Sein noch nicht 30-jähriger Sohn Kim Jong Un war kurz nach dem Tod des langjährigen Alleinherrschers zum neuen obersten Führer des Landes ausgerufen worden.
Nach Meinung von Beobachtern will der neue Machthaber Stärke demonstrieren. Im April hatte das Regime mit einer Unha-3-Rakete noch ein Fiasko erlebt. Die Rakete war kurz nach dem Start explodiert
Die USA, Südkorea, Japan und andere Länder bezweifeln Nordkoreas Angaben, wonach eine Satelliten-Trägerrakete zu friedlichen Zwecken ins All geschossen geworden sei. Sie gehen vielmehr davon aus, dass unter dem Deckmantel eines Satellitenstarts eine Interkontinentalrakete getestet werden sollte. Eine solche Rakete kann einen atomaren Sprengkopf tragen.
Insbesondere die USA befürchten, dass Nordkorea mit Interkontinentalraketen amerikanisches Festland erreichen könnten. Der Weltsicherheitsrat untersagt dem kommunistischen Land, den Start von Raketen „unter Verwendung ballistischer Raketentechnik“.
Mit einem erfolgreichen Raketenstart käme Nordkorea seinem Anliegen näher, atomwaffenfähige Raketen zu bauen. Nordkorea hatte bereits 2006 und 2009 Atomtests unternommen.
Auch nach ersten Einschätzungen Südkoreas und der USA verlief der Start der nordkoreanischen Rakete erfolgreich. Nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums erfolgte der Start kurz vor
10.00 Uhr (vor 01.00 Uhr MEZ) vom Sohae-Raketenstartort an der Westküste Nordkoreas. Die Streitkräfte beider Länder gingen davon aus, dass ein auf die Rakete geladenes Objekt eine Erdumlaufbahn erreicht habe, teilte ein Sprecher des Ministeriums in Seoul mit.
Der Einsatz der Raketentechnologie durch Nordkorea bedrohe die regionale Sicherheit und sei ein direkter Verstoß gegen geltende UN-Resolutionen, erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates in Washington, Tommy Vietor, in der Nacht zum Mittwoch. „Diese Aktion ist ein weiteres Beispiel für das unverantwortliche Verhaltensmuster Nordkoreas.“
China bedauerte den nordkoreanischen Raketenstart. Nordkorea habe zwar das Recht auf eine friedliche Erkundung des Weltraums. Doch sei es verpflichtet, sich an die UN-Resolutionen halten, wonach es keine Raketen starten und sein Raketenprogramm einstellen solle, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking.
Südkorea und Japan beriefen eine Dringlichkeitssitzung des nationalen Sicherheitsrats ein. Die Europäische Union prüft nach Angaben ihrer Außenbeauftragten Catherine Ashton neue Sanktionen gegen das bereits weithin isolierte Land.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle forderte vor einem Treffen der Syrien-„Freundesgruppe“ in Marrakesch: „Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sollte eine deutliche Antwort auf diese Völkerrechtsverletzung geben.“
„Die zweite Version des Kwangmyongsong-3-Satelliten hob an Bord der Trägerrakete Unha-3 erfolgreich vom Sohae-Raumfahrtzentrum ab“, berichteten die nordkoreanischen Staatsmedien. Der Satellit habe den Orbit erreicht. Es habe sich um ein „bahnbrechendes“ Ereignis gehandelt, das rund um Hauptstadt Pjöngjang spontane Feierlichkeiten ausgelöst habe. Der Start sei auf Wunsch des früheren Machthabers Kim Jong Il erfolgt.
Nordkorea hatte zwar den Start angekündigt, trotzdem kam dieser für viele Beobachter überraschend. Zwei Tage zuvor wurde das Startfenster noch wegen technischer Fehler an der Rakete um eine Woche bis zum 29. Dezember verschoben.