Washington/Hamburg. Erst war es Bibo ("Big Bird"), der gelbe Riesenvogel aus der Sesamstraße, dann kamen die Frauen in Aktenordnern, schließlich Pferde und Bajonette. Der amerikanische Wahlkampf hat nach dem dritten Fernsehduell zwischen Präsident Barack Obama und seinem Herausforderer Mitt Romney einen wahren Fundus an Floskeln und kuriosen Sprüchen geliefert, der den politisch regen Teil der Amerikaner zu heftigen Reaktionen anregt.
Vor allem Romney wird dabei zum Gespött der Beobachter. In den Umfragewerten hat das offenbar keine so große Auswirkung wie auf die Talkshows und vor allem die sozialen Netze im Internet. Der Herausforderer hatte erklärt, dem einzigen bedeutsamen öffentlichen TV-Sender PBS das Geld zu kürzen, sollte er ins Weiße Haus einziehen. Doch dort läuft unter anderem die Sesamstraße. Und Romney behauptete steif und fest, er liebe Bibo.
Dann leistete sich Romney einen Patzer, als er angab, während seiner Zeit als Gouverneur von Massachusetts die Chancengleichheit von Männern und Frauen besonders gefördert zu haben. So habe er für sein Kabinett Dossiers von Kandidatinnen angefordert, wahre "Aktenordner voller Frauen" (binders full of women). Das klang wie eine Ladung Frauen und damit absolut abfällig.
Nun nutzte Obama eine flapsige Bemerkung Romneys über die US-Streitkräfte. Romney hatte gesagt, die Marine sei heute kleiner als zu jeder Zeit nach 1917, dem Kriegseintritt der USA in den Ersten Weltkrieg. Obama flötete: "Nun, Gouverneur, wir haben auch weniger Pferde und Bajonette, weil sich der Charakter unseres Militärs gewandelt hat." Aus dem Begriff "Pferde und Bajonette" wurde noch in der Nacht der Debatte ein fester Suchbegriff bei Google: 10,7 Millionen Treffer. Genüsslich legte Obama wie in der "Sendung mit der Maus" dar, dass die USA nun diese Gerätschaften habe wie Flugzeugträger und atomgetriebene U-Boote.
Anhänger Obamas sowie Mitarbeiter seines Wahlkampfteams klinkten sich gleich in die Diskussionsforen im Internet ein und befeuerten die Debatte um Romney. Der Herausforderer wirke, schrieb ein Kommentator bei der "Huffington Post", wie ein Kind, das man mit Fakten vollgepumpt habe und das an den falschen Stellen versucht, diese Fakten anzubringen.