Ankara verlegt weitere Kampfjets in die Krisenregion. Die Nato bereitet sich darauf vor, „die Türkei zu schützen und zu verteidigen”.
Ankara/Brüssel. Mehr Kampfflugzeuge im Krisengebiet und verbale Aufrüstung seitens der Nato: Nach den Scharmützeln der vergangenen Tage hat sich die Lage an der türkisch-syrischen Grenze zu Wochenbeginn abermals zugespitzt. Während sich das Nordatlantikbündnis nach eigenen Angaben auf eine weitere Eskalation vorbereitet und Ankara im Notfall zur Seite stehen will, verlegte die türkische Militärführung in der Nacht zum Dienstag mindestens 25 weitere Kampfjets vom Typ F-16 auf die Luftwaffenbasis Diyarbakir. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Dogan unter Berufung auf Militärkreise.
Vor diesem Hintergrund ließen brisante Töne aus dem Nato-Hauptquartier aufhorchen: „Wir haben alle notwendigen Pläne bereitliegen, um die Türkei zu schützen und zu verteidigen“, sagte Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am Dienstag zu Beginn des Treffens der Nato-Verteidigungsminister in Brüssel. „Wir hoffen aber, dass dies nicht notwendig sein wird, dass alle Beteiligten Zurückhaltung zeigen und eine Eskalation der Krise vermeiden.“
Auch Berlin sicherte der Regierung in Ankara Solidarität zu. „Deutschland steht wie die Bundeskanzlerin gesagt hat, wie der Außenminister sagt, wie ich sage, fest an der Seite der Türkei“, betonte Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) und ergänzte: „Wir halten für richtig, dass die Türkei entschlossen und besonnen reagiert hat und reagieren wird, und alle sollten daran arbeiten, dass es dabei bleibt.“
Rasmussen: „Völlig inakzeptable syrische Attacken“
Beide Nachbarländer haben sich im Grenzgebiet seit Mittwoch vergangener Woche immer wieder gegenseitig mit Artillerie und Granaten beschossen. Auslöser war ein syrischer Granatenbeschuss, bei dem fünf türkische Zivilisten getötet wurden. Die Regierung in Ankara hatte am Montag bereits den sechsten Tag in Folge mit Artilleriefeuer reagiert. Der Generalstabschef der türkischen Streitkräfte besuchte am Dienstag Soldaten an der Grenze zu Syrien.
Rasmussen verurteilte in Brüssel die „völlig inakzeptablen syrischen Attacken“ und betonte das Recht der Türkei, sich „gemäß internationalem Recht“ zu verteidigen. Die Regierung in Ankara könne sich „auf die Solidarität der NATO verlassen“, versicherte er. Der richtige Weg für Syrien liege indes in einer politischen Lösung.
Die anhaltenden Spannungen im Grenzgebiet nähren die Sorge, dass sich der syrische Bürgerkrieg zu einem Flächenbrand in der Region ausweiten könnte. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu hatte das Regime in Damaskus bereits am Samstag gewarnt, dass sein Land auf jede Granate, die auf türkischem Boden fällt, militärisch reagieren werde.