Seit Beginn der Euro-Krise vor drei Jahren ist die Kanzlerin nicht nach Athen gereist. Treffen mit Griechenlands Premier Samaras geplant.
Düsseldorf/Athen/Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reist am kommenden Dienstag nach Griechenland. Es ist der erste Besuch der CDU-Politikerin in Athen seit Beginn der Euro-Krise vor drei Jahren. In der Hauptstadt werde sie den griechischen Regierungschef Antonis Samaras treffen, kündigte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag an.
Die Reise findet kurz vor Entscheidung über die Auszahlung der nächsten Notkredite für Griechenland statt. Der dafür ausschlaggebende „Troika“-Bericht über die Reformfortschritte in dem krisengeschüttelten Land wird noch für diesen Monat erwartet.
Merkel hatte Griechenland zuletzt im Juli 2007 besucht – mehr als zwei Jahre vor dem Beginn der Eurokrise, von der Griechenland am stärksten betroffen ist. Das genaue Programm des Besuchs am Dienstag stehe noch nicht fest, sagte Seibert. Als einzige Termine nannte er das Treffen mit Samaras und eine anschließende gemeinsame Pressekonferenz.
Der Regierungssprecher stellte die Reise als Routinebesuch dar. „Es ist ein normaler Besuch, weil Griechenland und Deutschland enge Freunde und Partner sind“, sagte er. In erster Linie sei es eine Erwiderung des Besuchs von Samaras in Berlin im August. Die Reise stehe aber selbstverständlich unter dem Eindruck der sehr schwierigen Situation des Landes. „Wir wollen Griechenland helfen“, betonte Seibert.
Athen begrüßte die Entscheidung der Bundeskanzlerin nach Griechenland zu reisen. „Dieser Besuch wird sehr positiv sein, ... und er wird sicher ein weiterer Schritt für wichtige zukünftige europäische Entscheidungen sein“, erklärte Regierungssprecher Simos Kedikoglou.
Samaras hatte zuvor bemerkt, die Bundeskanzlerin habe den richtigen Ton getroffen, als sie bemerkte, ihr blute angesichts der Schicksale griechischer Bürger das Herz, meinte Samaras. Er lud die Kanzlerin, die in Griechenland teilweise Zielscheibe von Schmähungen ist, nach Athen ein. „Sie ist uns jederzeit willkommen!“
Samars warnte zudem vor dem Zerfall der Gesellschaft, sollten die Reformen des hochverschuldeten Landes scheitern. „Die griechische Demokratie steht vor ihrer vielleicht größten Herausforderung“, sagte der konservative Regierungschef dem „Handelsblatt“. Der Zusammenhalt sei durch die „steigende Arbeitslosigkeit gefährdet, so wie es gegen Ende der Weimarer Republik in Deutschland war“. Eine große Gefahr sei dabei der Aufstieg radikaler politischer Kräfte.
Die Griechen hätten durch die Sparmaßnahmen und die desolate wirtschaftliche Lage „innerhalb von fünf Jahren mehr als ein Drittel unseres Lebensstandards verloren“, sagte Samaras der Zeitung.
Kritisch äußerte sich Samaras über den FDP-Vorsitzenden und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler. Dieser sei „offensichtlich nicht unser bester Verbündeter“. Rösler hatte im Sommer betont, ein Euro-Austritt Griechenlands sei für die übrige Eurozone verkraftbar. Seitdem hatte sich in der Bundesregierung aber die Ansicht festgesetzt, dass ein Staatsbankrott Athens mit anschließendem Verlassen der Eurogruppe zu große Risiken berge. Derzeit prüft die „Troika“ der internationalen Geldgeber die Fortschritte Griechenlands bei den Reformen. Von ihrem Bericht ist die Auszahlung der nächsten Hilfskredite abhängig.