Betroffen war das ganze Land von Kirkuk im Norden bis Basra im Süden; allein am Abend gab es im Großraum Bagdad bei drei Anschlägen 20 Tote.
Kirkuk/Tikrit/Bagdad. Eine Anschlagswelle hat im Irak mindestens 64 Menschen in den Tod gerissen. Betroffen war am Sonntag das ganze Land von Kirkuk im Norden bis Basra im Süden; allein am Abend gab es im Großraum Bagdad bei drei Anschlägen 20 Tote, teilte die Polizei mit. Mehr als 285 Menschen wurden verletzt. Viele Anschläge wurden mit Autobomben und anderen Sprengsätzen verübt.
+++EU und Uno verstärken Hilfe für Syriens Bevölkerung+++
+++Kämpfe in Syrien überschatten EU-Außenministertreffen +++
Die Anschläge richteten sich vor allem gegen die Sicherheitskräfte im Land. Ein Todesurteil gegen einen der ranghöchsten politischen Vertreter der sunnitischen Bevölkerung, Tarik al Haschemi, dürfte die Sicherheitslage weiter verschlechtert haben. Haschemi wurde in Abwesenheit verurteilt; er ist ins Ausland geflohen.
In elf Städten in fast allen Teilen des Landes explodierten Sprengsätze. In der Stadt Dudschail stürmten Bewaffnete einen Militärposten und töteten nach Polizeiangaben mindestens zehn Soldaten und verwundeten acht weitere. Zu der Gewaltserie bekannte sich zunächst niemand. Allerdings sind die Sicherheitskräfte ein häufiges Ziel des irakischen Ablegers des Terrornetzwerks Al-Kaida.
„Die Angriffe auf Märkte und Moscheen provozieren sektiererische und politische Spannungen“, erklärte das Bagdader Innenministerium. „Unser Krieg gegen den Terrorismus geht weiter, und wir sind bereit.“
Haschemi wurde am Sonntag für schuldig befunden, Angriffe von Todesschwadronen auf die Streitkräfte des Landes sowie auf Schiiten organisiert zu haben. Die Anklage gegen Haschemi war im Dezember 2011 erhoben worden. Seitdem hält sich der Vizepräsident im Exil auf. Den Prozess hat er selbst wiederholt als politisch motivierten Feldzug der von Schiiten kontrollierten Regierung in Bagdad kritisiert. Sollte er in seine Heimat zurückkehren, könnte der Fall nach irakischem Recht neu verhandelt werden.
Attentäter nehmen auch Polizeirekruten ins Visier
Wenige Stunden nach dem Angriff in Dudschail wurde in Kirkuk eine Autobombe gezündet, sieben Männer wurden getötet und 17 weitere verletzt. Sie wollten sich als Polizisten anwerben lassen, wie Polizeichef Sarhad Kadir mitteilte.
In Bagdad wurden in westlichen Vororten bei drei Autobombenanschlägen am Abend 15 Menschen getötet und 47 verletzt, sagte ein Polizeisprecher. Bei einer Schießerei an einem Kontrollpunkt seien drei Sicherheitsbeamte und zwei Angreifer getötet worden.
Weitere Sprengsätze detonierten im Laufe des Tages in fast allen Landesteilen. In der südöstlichen Hafenstadt Basra wurden bei einem Anschlag drei Menschen getötet und 24 verletzt. Im nordwestlichen Tal Afar an der syrischen Grenze wurden zwei Menschen getötet und sieben verletzt. Weitere Bomben explodierten unter anderem in der südlichen Provinz Maysan.
Weitere Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten befürchtet
Die Vorwürfe gegen Haschemi haben die ohnehin bestehenden Spannungen zwischen Sunniten und Kurden einerseits und den politisch dominierenden Schiiten andererseits verschärft. Kritiker werfen dem schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki vor, er strebe ein Machtmonopol an. Die irakische Regierung, deren Zusammensetzung nach Anteilen der sunnitischen, kurdischen und schiitischen Bevölkerung austariert ist, ist politisch nahezu gelähmt.
Mit Material von dapd