Der Oppositionspolitiker Huseyin Aygun war am Sonntagabend von Aufständischen der Kurdischen Arbeiterpartei PKK entführt worden.
Istanbul. Kurdische Rebellen haben sich zu der Entführung eines türkischen Abgeordneten bekannt. Die pro-kurdische Nachrichtenagentur Firat meldete am Montag unter Berufung auf die Rebellenführer, diese hätten das türkische Militär aufgefordert, die groß angelegte Suche nach Hüseyin Aygün einzustellen. Ansonsten gefährdeten sie dessen Leben. Aygün war nur wenige Stunden nach dem Ende einer wochenlangen Großoffensive des türkischen Militärs gegen Stützpunkte der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK verschleppt worden. Es war das erste Mal, dass kurdische Rebellen einen türkischen Abgeordneten gekidnappt haben.
Der Oppositionspolitiker sei am Sonntagabend zwischen den Ortschaften Ovacik und Tunceli im Osten des Landes von Rebellen verschleppt worden, sagte der Sprecher von Aygüns Republikanischer Volkspartei (CHP), Halük Koc. "Zum ersten Mal ist ein Abgeordneter von der Terrororganisation entführt worden. Das zeigt, welches Niveau der Terrorismus erreicht hat.“ Das türkische Militär verfolgte die Entführer; die Behörden kündigten für Montagmorgen eine groß angelegte Suche nach dem Politiker an.
+++ Kurdische Rebellen verschleppen türkischen Politiker +++
Ein mitreisender Journalist sowie ein Berater Aygüns seien wieder freigelassen worden, sagte Koc. Aygüns Berater Deniz Tunc sagte nach seiner Freilassung dem Fernsehsender NTV, sein Chef habe eine halbe Stunde lang mit den Entführern auf Kurdisch verhandelt, ihn und den mitgereisten Journalisten laufen zu lassen. Demnach hätten die Rebellen gesagt, Aygün werde eine Weile ihr Gast sein.
Aygün vertritt im Parlament die Stadt Tunceli. Laut Angaben auf seiner Internetseite befasst er sich in seiner Arbeit mit Menschenrechtsverletzungen wie Folter sowie im Zusammenhang mit Zwangsräumungen kurdischer Dörfer.
28. Jahrestag des ersten Angriffs kurdischer Rebellen naht
In den vergangenen Tagen hatten die Spannungen zwischen Kurden und den türkischen Behörden zugenommen. Anfang vergangener Woche hatte die türkische Armee nach eigenen Angaben 115 Rebellenkämpfer im Südosten den Landes getötet.
Der Fernsehsender NTV zitierte den Gouverneur von Tunceli, Mustafa Taskesen, mit den Worten, dass Aygün auf Befehl der kurdischen Rebellenführung entführt worden sei, die vom Norden des Iraks aus operiert. Taskesen wies demnach daraufhin, dass in wenigen Tagen, am 15. August, der 28. Jahrestag des ersten bewaffneten Angriffs kurdischer Rebellen sei.
Die PKK kämpft seither für Autonomie im mehrheitlich von Kurden bewohnten Südosten des Landes. Die Rebellen verfügen über Stützpunkte im Norden des Iraks, von wo aus sie Aktionen in der Türkei organisieren. Die Türkei befürchtet, dass die Aufständischen den Bürgerkrieg im benachbarten Syrien nutzen könnten, um auch dort Stützpunkte einzurichten. Die EU und die USA stufen die PKK als Terrororganisation ein. Rund 20 Prozent der etwa 75 Millionen Einwohner der Türkei sind Kurden.