Die erste Bombe ging auf der Damentoilette des Restaurants Rigoletta hoch. Keine zwei Kilometer Luftlinie entfernt zeigte sich tags zuvor der spanische König Juan Carlos mit seinem Sohn Felipe und Prinzessin Letizia im noblen Yachtclub Real Nautico Palma, um den verängstigten Mallorquinern Mut zu machen.
Palma de Mallorca. Doch all ihr Mühen half nicht. Der Eta-Terror hat schon wieder auf der beliebtesten Mittelmeer-Insel zugeschlagen. Drei Bomben explodierten auf Mallorca. Die baskische Untergrundorganisation hatte die Attentate vorher angekündigt.
Mit einem Mal war die zur Schau getragene Gelassenheit der Spanier dahin. Noch in der vergangenen Woche hatte der balearische Tourismusminister Miquel Nadal gesagt: "Die Situation ist wieder völlig im grünen Bereich." Nach dem ersten Anschlag am 30. Juli, bei dem zwei Polizisten starben, soll es nur 150 bis 200 Stornierungen von Urlaubern gegeben haben.
Auch nach den neuen Anschlägen auf der spanischen Ferieninsel erwarten Experten keine großen Auswirkungen auf die Reiselust der Deutschen. "Ich denke, das allein wird jetzt noch nicht dazu führen, dass morgen der Buchungsstrom nach Mallorca abbricht", sagte Karl Born, Professor für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Harz in Wernigerode, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Anders wäre es jedoch, "wenn die Balearen-Insel jetzt ein ganz neues Aktionsziel der Eta sein sollte, dann wird es irgendwann auch nicht ohne Auswirkungen bleiben". Viel hänge auch von der Reaktion der Behörden ab. So habe beim ersten Anschlag vor zehn Tagen vor allem die Sperrung des Flughafens die Urlauber verunsichert. Ganz wesentlich sei auch, wen es trifft. "Sind Deutsche betroffen? Das ist immer ganz wichtig", sagte Born.
Problematisch könnte es werden, wenn die Anschläge mit der Verbreitung der Schweinegrippe in einen Topf geworfen würden, sagte Born. Wenn es im "Kopf der Touristen eine Verbindung gäbe", dass es mit dem Terrorismus und einer Gesundheitsgefahr gleichzeitig zwei Probleme auf Mallorca gäbe, "das wäre dann natürlich schon eine Potenzierung der Angst".
Allein aus Deutschland befinden sich derzeit rund 200 000 Urlauber auf den Balearen. Nach dem ersten Anschlag vor eineinhalb Wochen gaben sich die deutschen Reiseveranstalter optimistisch, dass dies ohne langfristige Folgen bleiben würde. Gestern sagte eine Sprecherin von Air Berlin, der Flughafen in Palma sei offen, der Betrieb verlaufe normal. Eine Lufthansa-Sprecherin sagte, Flüge von und nach Mallorca seien nicht betroffen.
Die Eta kämpft im Norden Spaniens seit Jahrzehnten für einen unabhängigen Baskenstaat. Dabei sind mehr als 800 Menschen getötet worden. In der Bevölkerung verlieren die Extremisten zunehmend an Rückhalt. Experten zufolge versucht die Eta zu beweisen, dass sie trotz der Festnahme zahlreicher Führungskader noch schlagkräftig ist.