Einen Tag nach der Serie von ETA-Bombenanschlägen auf Mallorca untersucht die Polizei eine “vierte Explosion“. Von den Terroristen fehlt noch jede Spur.
Palma de Mallorca. Nach den drei Bombenanschlägen der baskischen Separatistenorganisation ETA auf der spanischen Ferieninsel Mallorca fahndet die Polizei mit Hochdruck nach den Tätern. Die Ermittler prüften dabei besonders, ob sich die mutmaßlichen Hintermänner noch auf der Insel aufhielten. „Wir müssen mit beiden Hypothesen arbeiten: Dass sie noch hier sind oder dass sie die Insel bereits verlassen haben“, sagte Ramon Socias vom Innenministerium dem Radiosender Cadena Ser.
Seitdem Morgen untersucht die spanische Polizei die Ursache einer vierten Explosion. Diese Detonation hatte sich am Sonntag in einem Lokal im Zentrum der Inselhauptstadt Palma ereignet. Sie war zunächst als eine Gasexplosion und ein Unglücksfall eingestuft worden.
Die Ermittler schlossen inzwischen nach Angaben des staatlichen Rundfunks RNE jedoch nicht aus, dass es sich auch bei dieser Explosion um einen Anschlag der ETA gehandelt haben könnte. Sollte dieser Verdacht sich bestätigen, könnte die Polizei daraus den Schluss ableiten, dass die ETA die Bomben schon vor mehreren Tagen deponiert und mit Zeitzündern zur Explosion gebracht hatte.
Das betroffene Lokal, in dem sich die „vierte Detonation“ ereignete, war nämlich seit Freitag geschlossen gewesen. Zeitzünder könnten einen Hinweis darauf geben, ob die Terroristen noch auf der Insel seien, sagte Socias.
Zwei kleinere Sprengsätze waren am Sonntag in einem Restaurant und einer Unterführung explodiert, ein dritter Sprengsatz wurde von der Polizei in einer Bar gefunden und entschärft. Verletzt wurde niemand, da die Sicherheitskräfte das Gebiet bereits abgeriegelt hatten. Den Detonationen ging eine telefonische Warnung der ETA voraus. Die baskische Untergrundorganisation bekannte sich am Sonntag auch zu dem Anschlag vom 30. Juli auf Mallorca, bei dem zwei Polizisten getötet wurden.
Für die Bundesregierung sind die erneuten Bombenanschläge auf Mallorca weiterhin kein Grund für eine Reisewarnung. „Es ist noch nicht die Situation, dass wir von Reisen nach Mallorca dringend abraten“, sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier dem Sender N24. Natürlich sei in die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes aufgenommen worden, „dass es Bombenanschläge gegeben hat in letzter Zeit“.
Die offenbar für die Anschläge verantwortliche baskische Untergrundorganisation ETA sei „nach wie vor eine Gefahr in Spanien“, sagte Steinmeier. Aber bei ihrer Bekämpfung sei die spanische Regierung in den letzten Jahren große Schritte weitergekommen. Führenden Personen seien verhaftet worden.
„Insofern ist die Schlagkraft der ETA ganz sicher geschwächt“, sagte der SPD-Politiker. Sie reiche aber offenbar noch aus, um Anschläge fern der Hauptstadt durchzuführen. „Natürlich um eine zentrale touristische Region, um eine Wirtschaftsader des Landes zu treffen.“ Steinmeier äußerte die Hoffnung, „dass die Sicherheitsbehörden in Spanien Mittel und Möglichkeiten finden, die Anschlagsserie zu beenden“.
Wegen der ETA-Anschläge können Mallorca-Reisen nach Einschätzung des Deutschen Reiseverbandes (DRV) nicht kostenlos storniert werden. Die Zahl derjenigen, die aus Angst vor weiteren Anschlägen nun auf den Urlaub auf der spanischen Ferieninsel verzichten wollten, werde allerdings auch überschaubar bleiben, sagte die Sprecherin des Verbandes Sibylle Zeuch in Berlin.