Für seine Leitung des G8-Gipfels in L'Aquila hatten die Italiener noch lobende Worte gefunden. Vielleicht hatten sie gehofft, Silvio Berlusconi würde von nun an allein mit seiner Politik und nicht wie seit Monaten mit seinen amourösen Eskapaden Schlagzeilen machen.
Rom. Diese Hoffnungen hat der 72-jährige Ministerpräsident nun selbst zerstreut. In seiner ersten öffentlichen Äußerung zu den Skandalberichten über seine Callgirl-Besuche und Affären sagte Berlusconi: "Ich bin kein Heiliger, das dürften Sie inzwischen herausgefunden haben." Zuhörer dieser Worte waren Vertreter aus Politik und Wirtschaft. Der italienische Regierungschef legte noch nach: "Ich hoffe, dass das auch die Mitarbeiter der 'Repubblica' begreifen", sagte er mit Blick auf die Berichterstattung der linksgerichteten Tageszeitung über seinen Umgang mit jungen Frauen.
Erst am Montag hatte jedoch nicht "Repubblica", sondern das Magazin "L'Espresso" die Abschrift einer angeblichen Tonbandaufnahme vom vergangenen November veröffentlicht. Es soll sich um ein mitgeschnittenes Gespräch zwischen Berlusconi und einer Prostituierten in dessen römischer Residenz handeln.
Eine dem Regierungschef zugeschriebene Stimme fordert der Aufnahme zufolge die junge Frau auf, nach dem Duschen im "großen Bett" auf ihn zu warten. Sie fragt daraufhin, "Welches, Putins?" Nach Angaben des Callgirls hat Berlusconi ein Himmelbett, in dem der russische Regierungschef Wladimir Putin einmal genächtigt hat. Berlusconis Anwalt nannte die Aufzeichnung eine "Frucht der Erfindung".