Javier Solana, seit 1999 außenpolitischer Koordinator der EU, über den nordkoreanischen Atomtest und wie gefährlich es für den Weltfrieden ist.

Hamburg/Brüssel. Hamburger Abendblatt: Herr Solana, sind Sie von dem nordkoreanischen Atomtest überrascht worden?

Javier Solana: In den vergangenen Monaten sind die Sechs-Parteien-Gespräche nicht gut vorangekommen, da sich Nordkorea geweigert hat, seine Verpflichtungen zu erfüllen. Dann, vor sechs Wochen, hat Nordkorea eine Rakete getestet und damit Resolution 1718 des Uno-Sicherheitsrats verletzt. Mit dem Atombombentest hat die Provokation jetzt eine neue Dimension erreicht - vergleichbar mit dem ersten nordkoreanischen Atomtest im Oktober 2006.

Abendblatt: Wie gefährlich ist Nordkorea für den Weltfrieden? Gefährlicher als - sagen wir - der Iran?

Solana: Wir können keine Rangliste von Staaten erstellen nach der Gefahr, die von ihnen ausgeht. Sowohl das iranische als auch das nordkoreanische Nuklearprogramm geben Anlass zur Sorge, aber sie sind nicht vergleichbar. Die internationale Gemeinschaft nimmt sich der Herausforderung in beiden Fällen an - mit Diplomatie und mit Druck. Es ist klar, dass Nordkorea eine ernsthafte Gefahr für Frieden und Sicherheit darstellt. Nordkorea ist eine Diktatur. Die Verhandlungen mit dem Ziel, das nordkoreanische Atomprogramm zu beenden und die koreanische Halbinsel zu einer atomwaffenfreien Zone zu machen, haben ihr Ziel noch nicht erreicht. Es gibt große Besorgnis in Nordostasien und darüber hinaus wegen dieses aggressiven Verhaltens.

Abendblatt: Was kann die internationale Gemeinschaft, was kann Europa jetzt tun?

Solana: Es ist von überragender Bedeutung, dass die Einheit der internationalen Gemeinschaft im Umgang mit dem nordkoreanischen Regime und seinem Nuklearprogramm gewahrt bleibt. Die Europäische Union hat die Mechanismen immer unterstützt, die von den Hauptakteuren geschaffen wurden, um den atomaren Ambitionen Nordkoreas Einhalt zu gebieten. Gleichzeitig muss der Uno-Sicherheitsrat sprechen, wenn Nordkorea sich auf eklatante Weise weigert, die Autorität seiner Entscheidungen anzuerkennen. Die Europäische Union hat bereits Sanktionen gegen Nordkorea verhängt. Wir werden mit unseren Partnern beraten, ob weitere Maßnahmen notwendig sind.