Nordkorea treibt seinen Konfrontationskurs gegenüber der internationalen Staatengemeinschaft weiter voran. Jetzt droht das Regime dem Nachbarn mit Krieg.

Pjöngjang/Seoul. Nordkorea betrachtet nach eigenen Angaben Südkoreas angekündigte Teilnahme an einer von den USA angeführten Initiative gegen Massenvernichtungswaffen als eine „Kriegserklärung“. Nordkorea werde mit „starken militärischen Mitteln“ reagieren, falls Südkorea nordkoreanische Schiffe durchsuchen sollte, berichtete die staatlich kontrollierte Nachrichtenagentur KCNA am Mittwoch. Auch sehe sich Nordkoreas Militär nicht mehr an das seit dem Ende des Korea-Kriegs (1950-53) noch gültigen Waffenstillstandsabkommen gebunden.

Seit Anfang der Woche hält Nordkorea die Welt in Atem. Am Montag nahm das Militär zum zweiten Mal seit 2006 einen unterirdischen Atomtest vor und testete gleichzeitig drei Boden-Luftraketen. Einen Tag später feuerte es erneut zwei Raketen mit einer Reichweite von 130 Kilometern zu Testzwecken ins Gelbe Meer; Stunden später landete laut Yonhap eine weitere Rakete im Japanischen Meer auf der anderen Seite der koreanischen Halbinsel.

Scharf reagierte Pjöngjang auf die Entscheidung der südkoreanischen Regierung vom Vortag, sich der US-Initiative gegen die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen (PSI) anzuschließen. Jeder „feindliche Akt gegen unsere Republik“ werde einen „starken Militärschlag“ nach sich ziehen, hieß es in der von der Nachrichtenagentur KCNA veröffentlichen Erklärung. Nordkorea könne nicht mehr für die Sicherheit der Schiffahrt vor seiner Westküste garantieren. Die 2003 gegründete US-Initiative erlaubt unter anderem die Durchsuchung verdächtiger Schiffe. Südkorea war bisher nur Beobachter. Nordkorea hatte wiederholt gewarnt, es fasse eine Beteiligung Seouls an der PSI als Kriegserklärung auf.

Südkoreanischen Medienberichten zufolge gibt es zudem Anzeichen dafür, dass die Wiederaufbereitungsanlage für atomare Brennstäbe in Yongbyon wieder in Betrieb ist, mit deren Hilfe sich waffenfähiges Plutonium erzeugen lässt. Auf jüngsten Aufnahmen von US-Spionagesatelliten sei zu sehen, wie aus der Anlage Dampf austrete, berichteten die südkoreanische Zeitung „Chosun Ilbo“ und die Nachrichtenagentur Yonhap. Nach ihren Angaben ist dies ein Hinweis, dass Nordkorea die stillgelegte Anlage wieder aktiviert hat.

Die internationale Gemeinschaft kommt mit ihren Reaktionen auf die ständigen Provokationen Pjöngjangs kaum noch nach. Derzeit arbeitet der UN-Sicherheitsrat noch an einer Resolution, die als Antwort auf den Atomtest vom Montag bereits bestehende Sanktionen weiter verschärfen könnte. Nach Angaben von US-Botschafterin Susan Rice stehen die Beratungen aber noch ganz am Anfang. Gleichzeitig versicherte der Pentagon-Vertreter Michael Schiffer der japanischen Wirtschaftszeitung „Nikkei“, die USA blieben weiterhin für einen Dialog mit Nordkorea offen.