“Vor seinen Einzeilern war niemand sicher“, freute sich die “Washington Post“: Präsident Barack Obama habe am Sonnabend beim alljährlichen Galadinner des Pressecorps im Weißen Haus den “Chefkomiker der Nation“ gegeben.
Washington. Wie traditionell bei diesem Dinner üblich, hielt auch Obama eine launige Rede, bei der er sich selbst, Freund und Feind kräftig auf die Schippe nahm.
Obama ulkte über seine eigene, viel beschriebene Abhängigkeit vom Teleprompter (dem elektronischen Textprojektor am Rednerpult), über Vizepräsident Joe Bidens Talent für unkontrollierte Äußerungen und über den Hang seines Stabschefs Rahm Emanuel zum Fluchen. Der Ex-Vizepräsident Richard Cheney habe ja leider nicht kommen können, witzelte Obama, weil er gerade seine Memoiren schreibe: "Wie schießt man auf Freunde und verhört Menschen." Er spielte damit an auf Cheneys Vorliebe für "harte Verhörmethoden" und dessen Jagdunfall, bei dem er einen Freund angeschossen hatte.
Dem anwesenden Vorsitzenden der Republikaner, Michael Steele, sagte Obama, seine Partei komme nicht für den staatlichen Rettungsplan infrage: Die Republikaner könnten den ultrakonservativen Radiokommentator Rush Limbaugh nicht als "belastenden Wert" anführen. Auch sein eigener Finanzminister Timothy Geithner, als Finanzkrisen-Dompteur dauernd in der Kritik, bekam sein Fett weg. "Bo", der neue Hund der Obamas, werde jetzt stubenrein gemacht. Denn "das letzte, was Tim Geithner jetzt gebrauchen kann, ist, als Hydrant herzuhalten."
Zur großen Erheiterung der 2700 Gäste spießte Obama auch sein Verhältnis zur einstigen Rivalin und jetzigen Außenministerin Hillary Clinton auf. "Wir könnten uns nicht näher stehen", sagte er: Hillary habe ihn nach ihrem Besuch in Mexiko - wo gerade die ansteckende Grippe ausgebrochen war - sofort umarmt und ihm empfohlen, doch selbst nach Mexiko zu reisen.
Besonders amüsiert reagierten die Zuhörer auf die Vorstellung von Obamas "Programm" für die nächsten 100 Tage. Nach seinem enormen politischen Tempo in den ersten Monaten verhieß er, er werde so erfolgreich sein, "dass ich die nächsten 100 Tage in 72 Tagen zu Ende bringe". Am 73. Tag will Obama dann nach eigenen Angaben ruhen.
Sehr ernst würdigte der Präsident dann aber die Leistungen der Journalisten als Kontrolle des Staates. Eine Regierung ohne Zeitungen, ohne entschlossene und lebendige Medien sei in den USA nicht vorstellbar, erklärte Obama.