Die radikalislamische Sekte Boko Haram hat an Weihnachten tödliche Anschläge auf Christen verübt und weltweites Entsetzen ausgelöst.
Abuja/Vatikanstadt/Washington/Rom. Bombenanschläge auf katholische Kirchen in Nigeria mit mindestens 40 Toten am Weihnachtstag haben weltweit Empörung und Entsetzen hervorgerufen. Papst Benedikt XVI., UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, US-Präsident Barack Obama und zahlreiche andere westliche Politiker verurteilten die Gewalt gegen Christen. Einsatzkräfte bargen allein aus einer schwer beschädigten katholischen Kirche in der Nähe der nigerianischen Hauptstadt Abuja 35 Tote, sagte ein Sprecher des Katastrophenschutzes dem britischen Sender BBC. Augenzeugen berichteten, dass eine Bombe nach dem Morgengottesdienst vor der Kirche explodiert war. Einige Familien hätten bereits in ihren Autos gesessen und seien verbrannt.
Vier Menschen fielen einem weiteren Anschlag auf eine Kirche in Gadaka in der nordöstlichen Provinz Jobe zum Opfer. Eine weitere Explosion ereignete sich nahe einer Kirche in der zentralnigerianischen Stadt Jos. Hier wurden ein Polizist getötet und mehrere Menschen verletzt, berichteten Augenzeugen.
Zu den Anschlägen bekannte sich die radikalislamische Sekte Boko Haram. Diese bezeichnet sich als „nigerianische Taliban“ und lehnt westliche Lebensformen ab. Angeblich wollte sie Vergeltung für den Tod von Muslimen während des islamischen Freudenfestes Eid al-Fitr Anfang September üben. Bereits im vergangenen Jahr hatte es mehr als 80 Tote bei Angriffen auf christliche Weihnachtsfeiern in dem westafrikanischen Land gegeben.
+++ Mindestens 40 Opfer bei Explosionen in Nigeria +++
Der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Jay Carney, betonte in einer Erklärung: „Wir verurteilen diese sinnlose Gewalt und diesen tragischen Verlust von Leben am Weihnachtstag.“ UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach den Angehörigen der Opfer und dem nigerianischen Volk sein Beileid aus. Ban forderte erneut das Ende der religiös motivierten Gewalt in dem Land.
Papst Benedikt XVI. drückte am Montag seine tiefe Trauer aus. „Auch in diesem Jahr haben Angriffe am Tag der Geburt Jesu Trauer und Schmerz in mehrere Kirchen Nigerias getragen“, sagte das Kirchenoberhaupt in Rom. Er bat darum, für die Opfer der „absurden“ Gewalt zu beten. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton reagierte in Brüssel ebenfalls schockiert auf die "terroristischen Anschläge".
Bundespräsident Christian Wulff erklärte, dass diese feige Gewalt von keiner Religion gedeckt sei. „Besonders verabscheuungswürdig ist, dass sich die Anschläge gegen Menschen richteten, die sich friedlich an Weihnachten in ihren Gotteshäusern versammelt hatten“, sagte er. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte Freunde, Partner und Gleichgesinnte aus aller Welt auf, sich dem Übel von Terrorismus, Gewalt und Unterdrückung mit ganzer Kraft entgegenzustellen.
Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) kündigte an, dass er UN-Generalsekretär Ban dazu auffordern werde, dass sich die UN-Vollversammlung mit dem Thema Christenverfolgung befasst. Dies sei „kein Randthema mehr“. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, kritisierte am Montag: „Zu keiner anderen Zeit sind Christen wegen ihres Glaubens so zahlreich verfolgt worden wie heute.“
Der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan sicherte zu, die Attentäter ihrer Strafe zuzuführen. Vier Verdächtige wurden festgenommen. Dennoch wurde Jonathan wegen seiner zögerlichen Reaktion im eigenen Land kritisiert.
Nigeria ist mit etwa 150 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Im Süden leben hauptsächlich Christen, im Norden Muslime. Polizeiminister Caleb Olubumi kündigte an, mehr Sicherheitskräfte vor Kirchen zu postieren. Nach tagelangen Gefechten zwischen Regierungstruppen und den Kämpfern der Boko-Haram-Sekte im Nordosten des Landes ist die Lage in Nigeria ohnehin gespannt.