Die BBC hatte über Pakistans Verbindungen zu islamischen Terrorgruppen berichtet. Clinton fordert Teilnahme an Afghanistan-Konferenz.
Islamabad. Die Beziehungen zwischen Pakistan und dem Westen verschlechtern sich zunehmend. Aus Empörung über die kritische Berichterstattung der BBC hat das südasiatische Land den britischen Fernsehsender nun vom Netz genommen. Der Empfang des renommierten Nachrichtenkanals "BBC World News" ist seit Dienstagnacht nicht mehr möglich. Dies berichteten pakistanische Medien am Mittwoch. Nach dem versehentlichen Nato-Luftangriff auf zwei pakistanische Militärposten befinden sich die Beziehungen zwischen dem Westen und dem islamischen Land in einer schweren Krise. Derweil forderte US-Außenministerin Clinton die pakistanische Regierung auf, die Zusammenarbeit mit den USA fortzusetzen.
Anlass der Abschaltung des Senders ist der BBC-Dokumentarfilm „Secret Pakistan“ über das islamische Land und seine undurchsichtigen Verbindungen zu islamischen Terrorgruppen. Am Dienstag kursierten bereits Berichte, Pakistan wolle alle westlichen Nachrichtensender wegen ihrer angeblich anti-pakistanische Berichterstattung abschalten. „Wir wollen ihnen eine deutliche Botschaft übermitteln, damit sie damit aufzuhören. Wenn sie nicht aufhören, dann ist es unser Recht, sie zu stoppen,“ erklärte der Präsident des pakistanischen Kabelbetreiber-Gremiums, Khalid Arain. Die BBC in London protestierte gegen den Schritt und verlangte, den Service umgehend wieder herzustellen.
+++Verhältnis zwischen USA und Pakistan auf dem Tiefpunkt+++
Pakistan hatte am Dienstag bereits seine Teilnahme an der internationalen Afghanistan-Konferenz Anfang Dezember in Bonn abgesagt, nachdem am Sonnabend an der pakistanisch-afghanischen Grenze mindestens 24 pakistanische Soldaten bei einem Angriff eines Nato-Kampfhubschraubers getötet worden waren.
Die USA hoffen trotz des Rückzugs auf eine weitere Zusammenarbeit mit dem für einen Frieden am Hindukusch wichtigem Land. Nichts werde durch eine Ablehnung einer Kooperation gewonnen, von der beide Seiten profitierten, sagte Außenministerin Hillary Clinton am Mittwoch im südkoreanischen Busan. Es sei bedauerlich, dass Pakistan sich entschieden habe, nicht an der Konferenz teilzunehmen.
Clinton sagte, die US-Regierung unternehme alles, um den „tragischen Zwischenfall“ vom Sonnabend aufzuklären. Die Zusammenarbeit müsse aber dennoch fortgesetzt werden.
Auch das Auswärtige Amt bedauerte Pakistans Absage . Dies sei „unzweifelhaft ein Rückschlag für die Bemühungen um regionalen Ausgleich“, teilte das Ministerium am Dienstag mit. Das Außenministerium erklärte, als Gastgeber der Internationalen Afghanistan-Konferenz werde Deutschland weiter alles versuchen, um Pakistan in die Bemühungen um eine regionale Stabilisierung einzubinden. Pakistan hat seine Teilnahme an der Bonner Afghanistan-Konferenz aus Protest gegen den Luftangriff der NATO auf pakistanische Militärposten am Wochenende abgesagt.
Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, Außenminister Guido Westerwelle (FDP) dringe darauf, „dass der bestürzende Vorfall, der zum Tod von mehr als 20 pakistanischen Soldaten geführt hat, von den zuständigen Stellen bei Isaf und Nato lückenlos aufgeklärt wird.“
Aus Pakistan kamen weniger versöhnliche Töne. Ein ranghoher Militär bezeichnete den Angriff als vorsätzlichen und offenkundigen Akt der Aggression. Die Nato-Truppen seien alarmiert worden, dass sie einen pakistanischen Grenzposten attackierten, wurde Ishfaq Nadeem, Generaldirektor für Militäroperationen, in lokalen Medien zitiert. Dennoch sei aus den Helikoptern weiter geschossen worden.
Mit der Absage des einflussreichen Nachbarstaats Pakistan steht der Erfolg der Bonner Afghanistankonferenz am kommenden Montag auf dem Spiel. Zehn Jahre nach dem Sturz der Taliban will die hochrangig besetzte Afghanistankonferenz über die Zukunft des Landes nach dem Abzug der internationalen Kampftruppen Ende 2014 beraten. Pakistan ist Afghanistans wichtigster Nachbarstaat, auf vielfältige Weise mit ihm verknüpft und hat dort schon immer seine eigenen Interessen verfolgt. Pakistans Hilfe gilt auch als entscheidend bei den Bemühungen, die radikal-islamischen Taliban und die militante Hakkani-Gruppe an den Verhandlungstisch zu bringen.
Die Beziehungen beider Länder wurden immer wieder durch Zwischenfälle belastet. Im Februar kam es zu tagelangen Demonstrationen, nachdem ein amerikanischer CIA-Agent in Lahore zwei Menschen auf offener Straße erschossen hatte. Im Mai erregte die Tötung von Al-Qaida-Chef Osama bin Laden durch US-Spezialtruppen in der Garnisonsstadt Abbotabad den Zorn der Öffentlichkeit.
Mit Material von dpa/rtr