Die Nato kündigte daraufhin eine Untersuchung des Vorfalls an. Zwei Kontrollposten wurden angegriffen. Pakistan reagiert mit Schließung von Grenzübergang.
Peshawar. Bei einem Luftangriff von Nato-Hubschraubern auf zwei pakistanische Militärposten sind nach Regierungsangaben mindestens 25 Soldaten getötet worden. Nach dem Zwischenfall im Nordwesten des Landes an der Grenze zu Afghanistan schloss Pakistan am Sonnabend eine wichtige Nachschubroute für das Militärbündnis.
Die Nato kündigte daraufhin eine Untersuchung des Vorfalls an. In einer Erklärung vom Samstag sprach der Oberbefehlshaber der NATO-Schutztruppe ISAF in Afghanistan, John Allen, sein Bedauern über mögliche Tote oder Verletzte unter den pakistanischen Sicherheitskräften aus. Zu dem tödlichen Angriff bekannte sich das Militärbündnis mit Verweis auf die fortdauernde Untersuchung aber nicht.
Die pakistanischen Streitkräfte erklärten am Samstag in einer Stellungnahme, die Nato-Hubschrauber hätten am Vorabend in der Stammesregion Mohmand willkürlich das Feuer auf zwei Kontrollposten eröffnet. Sie seien nicht provoziert worden. Das staatliche Fernsehen berichtete von 25 getöteten Soldaten. Zwei Behördenmitarbeiter in Mohmand bestätigten die Angaben. 14 weitere Soldaten seien verletzt worden.
Gewährspersonen in Mohmand und Peshawar sagten, die Hubschrauber hätten zwei etwa 300 Meter voneinander entfernte Kontrollpunkte angegriffen. Ein Posten sei zwei Mal angegriffen worden. Unter den Todesopfer seien zwei Offiziere. Der Gouverneur der Provinz Khyber Pakhtunkhwa sprach von einem «Angriff auf die pakistanische Souveränität».
Der pakistanische Ministerpräsident Yusuf Raza Gilani verurteilte den mutmaßlichen NATO-Angriff. Seine Regierung werde von der NATO und den USA aufs Schärfste eine Erklärung verlangen, hieß es in einer Stellungnahme.
Die Kontrollposten im Dorf Salala seien erst kürzlich errichtet worden, um pakistanische Taliban am Grenzübertritt zu hindern, sagten Maqsood Hasan und Hamid Khan aus der örtlichen Verwaltung. Die pakistanischen Streitkräfte machen die Taliban für zahlreiche Angriffe auf Soldaten im Grenzgebiet verantwortlich.
NATO-Vertreter in Kabul erklärten, man wisse von dem Vorfall. Es werde eine Erklärung geben, sobald bekannt sei, was genau passiert sei. Im vergangenen Jahr gab es schon einmal einen ähnlichen Vorfall, als ein US-Hubschrauber versehentlich zwei pakistanische Soldaten tötete. Das führte zu einer erheblichen Belastung der Beziehungen zwischen den USA und Pakistan. Pakistan schloss vorübergehend die Grenze und unterbrach damit für zehn Tage die Versorgung der NATO-Truppen in Afghanistan. Die USA entschuldigten sich schließlich für den Vorfall.
Auch am Samstag wurde der Grenzübergang Torkham geschlossen, wie Zollbeamte erklärten. Es habe eine mündliche Anweisung gegeben, alle Nachschublieferungen der NATO zu stoppen. Die nun geschlossene Route führt über den Khyber-Pass, über den die NATO etwa 30 Prozent ihrer Nachschublieferungen für die Truppen in Afghanistan abwickelt.
Der jüngste Vorfall dürfte die Beziehung zwischen Islamabad und Washington weiter strapazieren. Das Verhältnis hatte bereits unter der Tötung des Al-Kaida-Führers Osama bin Laden durch ein Kommando der US-Spezialkräfte in Pakistan deutlich gelitten. Die pakistanischen Behörden waren verärgert, dass sie nicht im Vorfeld über den Einsatz Anfang Mai informiert worden waren. Seither reagieren sie besonders sensibel auf Eingriffe in die Souveränität ihres Landes. (dapd/abendblatt.de)