China und Russland unterschrieben Verträge über mehrere Milliarden Dollar. Putin kritisierte bei seinem Besuch die Währungspolitik der USA.

Peking. Russland und China wollen ihre Wirtschaftsbeziehungen ausbauen und bei einem Besuch des russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin in Peking Verträge über mehrere Milliarden Dollar unterzeichnen. Im Mittelpunkt der zweitägigen Gespräche standen Verhandlungen über den Verkauf von russischem Erdgas und Rüstungsgütern an China. Nach einem Treffen mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao erklärte Putin, die politischen Beziehungen seien gut. Er deutete allerdings an, dass die Verhandlungen über ein Abkommen über die Lieferung von Erdgas noch lange nicht abgeschlossen seien. Wen erklärte, China wünsche sich eine umfassende strategische Partnerschaft mit Russland, die Stabilität und Entwicklung in der Welt sicherstelle.

Am (morgigen) Mittwoch steht ein Termin Putins mit Präsident Hu Jintao auf dem Programm. Im Anschluss sollen mehrere Verträge mit einem Gesamtvolumen von sieben Milliarden Dollar (5,1 Milliarden Euro) unterzeichnet werden.

Hinwendung nach Osten erwartet

Trotz einer zunehmenden wirtschaftlichen Verflechtung der beiden Länder konnten in einigen wichtigen Fragen bisher keine Lösungen gefunden werden. Moskau hatte sich zuletzt über den nicht lizenzierten Nachbau russischer Militärtechnik beklagt. Auch hinsichtlich der Lieferung von Öl und Gas nach China gibt es Unstimmigkeiten.

Viele Beobachter sind der Ansicht, dass der jüngst angekündigte Quasi-Ämtertausch von Putin und Präsident Dimitri Medwedew im nächsten Jahr eine mögliche Hinwendung Russlands nach Osten mit sich bringen könnte, nachdem sich Moskau unter Medwedew bislang vorrangig dem Westen gewidmet hat.

So scheinen Russland und China bei internationalen Angelegenheiten enger zusammenzurücken. Erst in der vergangenen Woche hatten die beiden Staaten im UN-Sicherheitsrat ihre Vetos gegen eine Resolution eingelegt, die erstmals rechtlich bindende Sanktionen gegen Syrien verhängt hätte.

Misstrauen muss überwunden werden

In den bilateralen Beziehungen haben Moskau und Peking daran gearbeitet, das noch aus Zeiten des Kalten Krieges herrührende gegenseitige Misstrauen zu überwinden. So erhöhte sich das Handelsvolumen der beiden Staaten in der ersten Hälfte dieses Jahres auf umgerechnet rund 26,4 Milliarden Euro. Damit lag es chinesischen Zahlen zufolge um 39,6 Prozent höher als im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres.

Gleichwohl verhinderte das nicht das Scheitern eines umfangreichen Gas-Abkommens im vergangenen Jahr. Grund waren vor allem Unstimmigkeiten über den Preis. So ist Russland bestrebt, den Gas- an den Ölpreis zu koppeln, wie es Moskau bereits in Europa praktiziert. China hingegen erklärt, dass dies zu teuer sei.

Putin kritisiert Währungspolitik der USA

Während seines Besuchs in China hat der russische Ministerpräsident Wladimir Putin die Währungspolitik der USA scharf kritisiert. Nicht die USA, aber ihr Dollar-Monopol sei ein „Parasit“ der Weltwirtschaft, sagte Putin nach einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Er habe seine Kritik konstruktiv geäußert, um bei der Lösung der Probleme der Weltwirtschaft zu helfen. Im Mittelpunkt des zweitägigen Besuchs standen die Handelsbeziehungen beider Länder.

Putin und der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao erklärten nach einem Treffen am Dienstag, sie wollten den Streit um die Preise für Gaslieferungen nach China lösen. Bisher wurde vereinbart, dass China rund 1,5 Milliarden Dollar in eine sibirische Aluminiumhütte investiert und eine Milliarde Dollar in einem gemeinsamen Investmentfonds einbringt. Für (den heutigen) Mittwoch war ein Gespräch zwischen Putin und dem chinesischen Präsidenten Hu Jintao geplant.

(abendblatt.de/dapd)