Angesichts der enormen Schuldenkrise des Landes wurden die Portugiesen heute zur vorgezogenen Wahl eines neuen Parlaments aufgerufen.
Lissabon. In Portugal waren die Menschen am (heutigen) Sonntag zur vorgezogenen Wahl eines neuen Parlaments aufgerufen. Dabei dürfte es vor allem darum gehen, welcher Partei die Portugiesen am ehesten zutrauen, angesichts der enormen Schuldenkrise den sinkenden Lebensstandard zu sichern. Problematisch ist die Lage aber auch am Arbeitsmarkt, wo die Arbeitslosenquote einen Rekordwert von 12,6 Prozent erreicht hat. Letzte Umfragen sahen die konservativen Sozialdemokraten (PSD) vor den regierenden Sozialisten (PS) von Ministerpräsident José Sócrates. Sollte die PSD von Pedro Passos Coelho im 230 Sitze zählenden Parlament von Lissabon keine ausreichende Mehrheit erzielen, wäre auch eine Koalition mit der konservativen Volkspartei (CDS-PP) denkbar. Alle drei Parteien haben den Bedingungen für umfassende Haushaltsreformen im Gegenzug für ein 78-Milliarden-Hilfspaket der EU zugestimmt.
Meinungsverschiedenheiten bestehen jedoch darüber, wie die Sparziele erreicht werden können sowie über mögliche Privatisierungen im öffentlichen Dienst. Staatspräsident Aníbal Cavaco Silva rief die Portugiesen am Sonnabendabend in einer vom Fernsehen übertragenen Rede auf, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Die Tatsache, dass die Abstimmung in schwierigen Zeiten stattfinde, mache es besonders wichtig, dass jeder Bürger seinen Willen ausdrücke, sagte Cavaco Silva.
Die Wahllokale öffneten um 09.00 Uhr und sollten um 21.00 Uhr schließen. Erste Ergebnisse werden noch am Abend erwartet. Es ist für Portugal die zweite Parlamentswahl innerhalb von zwei Jahren. Sócrates' Minderheitsregierung musste im März zurücktreten, weil sie im Parlament keine Mehrheit für das von ihr vorgeschlagene rigorose Sparprogramm bekommen hatte. (dapd)