Mehrere Hilfsorganisationen kritisieren den schleppenden Wiederaufbau in Haiti und fordern eine bessere Koordinierung der Hilfen.
Bonn/Berlin. Sechs Monate nach dem Erdbeben in Haiti hat die Deutsche Welthungerhilfe die Einhaltung der finanziellen Zusagen für den Wiederaufbau des Landes angemahnt. Bisher sei nur ein Bruchteil der zugesagten zehn Milliarden Dollar bereitgestellt worden, sagte der Generalsekretär der Organisation, Wolfgang Jamann, am Freitag in Bonn. Die Vorbehalte gegenüber der haitianischen Regierung dürften nicht dazu führen, dass dringend benötigte Hilfsgelder nicht ausgezahlt würden.
Mehrere Hilfsorganisationen kritisierten den schleppenden Wiederaufbau. Das Bündnis „Aktion Deutschland“ rief am Freitag in Berlin zu einer besseren Koordinierung auf und forderte den Aufbau eines funktionierenden Regierungssystems. Das Deutsche Rote Kreuz betonte in seiner Bilanz, dass zwar die Versorgung von rund 40 000 Patienten gesichert worden sei, der Wiederaufbau im Land jedoch nur schleppend verlaufe.
“Die Menschen in Haiti wollen am Neuaufbau ihres Landes mitarbeiten und ihr Schicksal in die Hand nehmen. Sie erwarten dabei aber eine bessere Unterstützung von ihrer Regierung“, sagte die Geschäftsführerin des Bündnisses „Aktion Deutschland“, Manuela Roßbach. Dem Bündnis gehören zehn große Hilfsorganisationen an, darunter Care, Johanniter und Malteser. Das DRK kritisierte ebenfalls, dass „behördliche Strukturen insgesamt noch immer nicht funktionieren“. Daher müsse die Organisation noch immer Nothilfe leisten und Hilfsgüter verteilen. Auch der Aufbau eines leistungsfähigen Wasser- und Abwassernetzes zum Schutz vor Seuchen gehe nicht schnell genug voran.
Die Hilfsorganisation Help berichtete, nach wie vor lebten Tausende Menschen unter denselben Bedingungen wie direkt nach dem Beben. Es gebe immer noch große logistische Probleme.
Bei dem Erdbeben am 12. Januar kamen mehr als 222 000 Menschen ums Leben, rund 310 900 wurden verletzt. Rund eine Million Menschen waren obdachlos.