Im nordkoreanischen Staatsfernsehen hieß es, Experten würden nach der Absturzursache suchen. Das Eingeständnis kommt unerwartet, weil die staatlich kontrollierten Medien die einzige Informationsquelle für die 23 Millionen Nordkoreaner sind. Einen ähnlich gescheiterten Versuch, bei dem die Rakete aber wenigstens 3800 Kilometer weit flog, hatte die Führung 2009 noch als Erfolg verkauft.

Seoul/Pjöngjang. Mit dem Fehlstart einer Langstreckenrakete erlebt Nordkoreas neuer Machthaber ein Desaster vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Ungewöhnlich offen räumte die kommunistische Regierung am Freitag den Fehlschlag ein. Mit dem Start hätte eigentlich der 100. Geburtstag des verstorbenen Staatsgründers Kim Il Sung gefeiert werden sollen. Bereits nach wenigen Minuten und gerade einmal rund 100 Kilometern explodierte die Rakete und stürzte westlich der Halbinsel ins Meer. Der Süden befürchtete, dass die Regierung in Pjöngjang nun mit weiteren Atom-Tests ihre militärische Stärke unter Beweis stellen will. Die Außenminister der G8-Staaten verurteilten den Start als Bruch einer UN-Sicherheitsratsresolution.

Im nordkoreanischen Staatsfernsehen hieß es, Experten würden nach der Absturzursache suchen. Das Eingeständnis kommt unerwartet, weil die staatlich kontrollierten Medien die einzige Informationsquelle für die 23 Millionen Nordkoreaner sind. Einen ähnlich gescheiterten Versuch, bei dem die Rakete aber wenigstens 3800 Kilometer weit flog, hatte die Führung 2009 noch als Erfolg verkauft.

Der international heftig kritisierte Startversuch verletzt die Bestimmungen eines Hilfsabkommens mit den USA und Beschlüsse der Vereinten Nationen. „Trotz des Scheiterns bedroht Nordkoreas provokatives Handeln die regionale Sicherheit, verletzt internationales Recht und steht im Widerspruch zu seinen jüngsten Zusicherungen“, kritisierte ein US-Regierungssprecher. Der Verbündete China rief alle Beteiligten zur Ruhe auf. Aus Kreisen des Außenministeriums in Moskau verlautete, Russland werte den Versuch als Bruch einer UN-Resolution, die dem Einsatz von Raketentechnologie Grenzen setzt. Der russische Außenminister Sergej Lawrow schloss indes schärfere Sanktionen aus. Bundesaußenminister Guido Westerwelle rechnete mit verschärften Spannungen auf der koreanischen Halbinsel und forderte eine deutliche Antwort des Sicherheitsrates. Die G8-Außenminister riefen den Rat auf, angemessen zu reagieren.

Nach nordkoreanischen Angaben sollte die Unha-3 einen Wettersatelliten ins All bringen. Nachbarstaaten und die USA vermuteten aber einen militärischen Test für eine Rakete, die mit Atomsprengköpfen bestückt auch Alaska erreichen könnte. Durch neuerliche Sanktionen, wie sie Japan bereits angekündigt hat, könnte sich Nordkorea zur einer Reaktion wie einem Atomtest oder einem Angriff auf den Süden herausgefordert fühlen. Der Norden werde abwarten, wie die USA und Südkorea reagieren und einen Nuklear-Test vorbereiten, sagte Chung Young Chul von der Universität Sogang.

Das Scheitern eines derart prestigeträchtigen Projektes könnte innerhalb der Führung des weitgehend isolierten Landes aber auch zu einer Gegen-Reaktion führen und Zweifel an den Fähigkeiten des neuen Staatschefs Kim Jong Un wecken. „Das ist die erste Krise des neuen Staatschefs, der gerade erst ins Amt gekommen ist“, sagte Lee Jong Won von der Waseda Universität in Tokyo. „Es ist unvermeidlich, dass sie den Schuldigen finden wollen. Ich frage mich, wie jene behandelt werden, die sich für die Rakete besonders starkgemacht haben.“

(Reuters)