Medienberichten zufolge rechnet der US-Verteidigungsminister mit einem Angriff Israels auf Teherans Atomprogramm im April, Mai oder Juni.
Washington/Jerusalem. Steht ein Angriff auf iranische Atomanlagen durch Israel in Kürze bevor? Medienberichten zufolge rechnet US-Verteidigungsminister Leon Panetta bereits ab dem Frühjahr damit. Panetta gehe davon aus, dass Israel den Iran höchstwahrscheinlich im April, Mai oder Juni angreifen könnte, schrieb „Washington-Post“-Kolumnist David Ignatius ohne Angabe von Quellen. Die USA und ihre Verbündeten wollen Israel allerdings davon abbringen. Ein einseitiger Militärschlag gegen das umstrittene Atomprogramm werde letztendlich die Herrschenden in Teheran stärken und nicht schwächen, verlautete aus amerikanischen, britischen und französischen Regierungskreisen. Die USA teilten aber mit Israel die Einschätzung darüber, wann der Iran über Atomwaffen verfügen könnten.
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Nach Angaben der "Washington Post" befürchte Israel, dass der Iran in Kürze genügend angereichertes Uran in unterirdischen Anlagen lagere, um eine Waffe zu bauen. Nur die USA hätten dann die Möglichkeit, den Iran militärisch zu stoppen, schrieb Ignatius aus Brüssel, wo ein Treffen der Nato-Verteidigungsminister stattfand. Der Fernsehsender CNN berichtete, ein Regierungsvertreter habe die Angaben bestätigt. Sowohl Panetta als auch das US-Verteidigungsministerium wollten sich zu dem Bericht der Washington Post nicht äußern. Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak hatte am Donnerstag erklärt, die internationale Gemeinschaft könnte bereit sein, einen Militärschlag in Erwägung zu ziehen, sollten die Sanktionen gegen den Iran nicht greifen. US-Verteidigungsminister Leon Panetta sagte in Brüssel, Israel habe angedeutet, einen Militärschlag zu prüfen, und Washington habe seine Bedenken geäußert.
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Der Iran besitzt nach israelischer Darstellung angereichertes Uran für vier Atombomben. Sollte das geistliche Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei den Befehl dazu geben, brauche die Islamische Republik ein Jahr für den Bau einer Kernwaffe, sagte Militär-Geheimdienstchef Awiw Koschawi am Donnerstag in Jerusalem. Der Iran habe mehr als vier Tonnen Uran auf 3,5 Prozent und nahezu 100 Kilogramm auf 20 Prozent Reinheit angereichert. „Diese Menge allein reicht für vier Atombomben aus“, sagte Koschawi. Für eine Bombe ist auf 90 Prozent angereichertes Uran notwendig. Westliche Experten gehen jedoch davon aus, dass bereits bei einem Anreicherungsgrad von 20 Prozent der größte Teil der Arbeit erledigt ist. Der Iran will nach eigener Darstellung den auf 20 Prozent angereicherten Kernbrennstoff für medizinische Zwecke verwenden. Westliche Experten zweifeln indes an den dafür notwendigen technischen Fähigkeiten des Iran. Die Führung in Teheran weist Vorwürfe der Weltgemeinschaft zurück, unter dem Deckmantel ziviler Nutzung an Atomwaffen zu arbeiten.
Koschawi äußerte bei der jährlichen Herzlija-Konferenz für strategische Fragen die Überzeugung, dass der Iran nach dem Bau einer Bombe ein bis zwei Jahre benötige, eine Rakete damit zu bestücken. Der Generalmajor zweifelte die Beteuerungen des Landes an, sein Programm diene ausschließlich zivilen Zwecken. „Wir halten eine lange Reihe solider und belastbarer Daten in Händen, die ohne jeden Zweifel belegen, dass der Iran weiter am Bau von Atomwaffen arbeitet“, sagte Koschawi. Israel fühlt sich durch das Atomprogramm der Islamischen Republik bedroht und schließt militärische Aktionen nicht aus.
Der stellvertretende Ministerpräsident Mosche Jaalon warf dem Iran auf der Konferenz vor, an einer auf Ziele in den USA gerichteten Langstreckenrakete zu arbeiten. Der Iran habe auf einem Militärstützpunkt einen Flugkörper mit einer Reichweite von 10.000 Kilometern entwickelt. Auf der Basis waren im November bei einer Explosion 17 iranische Soldaten getötet worden, darunter der mutmaßliche Leiter des Raketenprogramms. Jalon zweifelte die iranische Darstellung an, auf dem Stützpunkt sei eine gegen Israel gerichtete Rakete gebaut worden.
Mit Material von rtr/dpa/dapd