Zum Auftakt seiner Ägypten-Reise besuchte Westerwelle das alte Christenviertel von Kairo: Religiöse Pluralität wichtiges Gut.
Kairo. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hat zum Auftakt seiner Ägypten-Reise das alte Christenviertel von Kairo besucht. „Die Tatsache, dass mein Besuch in Ägypten in diesem Viertel beginnt, zeigt, dass uns religiöse Freiheit und Pluralität ein wichtiges Anliegen sind“, sagte Westerwelle am Montag in der ägyptischen Hauptstadt. In Ägypten war es in den vergangenen Monaten mehrfach zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Christen und Muslimen gekommen.
Westerwelle sagte Ägypten Unterstützung bei der Entwicklung einer freiheitlichen Werteordnung zu. Ziel der Transformationspartnerschaft sei es, dass Ägypten eine demokratische, vielfältige und rechtstaatliche Zukunft und damit auch eine bessere wirtschaftliche Zukunft habe. „Dazu zählt auch die religiöse Pluralität“, ergänzte der Außenminister.
Am Nachmittag wollte er mit Vertretern der radikalislamischen Muslimbruderschaft zusammentreffen, die als stärkste Kraft aus den Parlamentswahlen hervorgegangen sind: „Reflexartig zu behaupten, dass Islam und Demokratie nicht zusammenpassen, ist falsch und das wird auch dem Respekt gegenüber diesen Völkern, die sich auf den demokratischen Weg gemacht haben, nicht gerecht“, sagte der Minister.
Geplant ist zudem eine Begegnung mit Mitarbeitern der Konrad-Adenauer-Stiftung. Die CDU-nahe Stiftung wurde Ende 2011 von ägyptischen Behörden durchsucht, gegen den Büroleiter läuft ein Verfahren. „Es geht darum, einen Weg zu finden, wie Arbeit fortgesetzt werden kann“, sagte Westerwelle. Nach Jordanien ist Ägypten die zweite Station der Nahost-Reise des Außenministers. Am Dienstag reist er weiter nach Israel und in die palästinensischen Gebiete.
Religiöse Minderheit – Die Kopten in Ägypten
Die koptische Kirche ist eine Sonderform der orientalisch-orthodoxen Kirche und zählt weltweit zwischen 15 und 20 Millionen Mitglieder. Die größte Ansammlung von sieben bis neun Millionen Gläubigen lebt in Ägypten. Das sind rund zehn Prozent der Bevölkerung im Land. Die dortigen Kopten sind die größte christliche Gemeinde im Nahen Osten.
Viele koptische Christen sehen sich seit Jahren als Opfer von Diskriminierung durch die muslimische Mehrheit in Ägypten. In den vergangenen Monaten gab es immer wieder gewalttätige Übergriffe auf die religiöse Minderheit. Zu den bislang blutigsten Zwischenfällen gehörte der Anschlag auf eine koptische Kirche in Alexandria in der Silvesternacht 2010/2011 mit mehr als 20 Toten und rund 100 Verletzten. (dapd/epd)