US-Multimillionär und Bewerber der Republikaner räumt ein, nur 15 Prozent abzuführen. Das empört nicht nur seine politischen Gegner.
Hamburg. Mitt Romney könnte am Ende der reichste Kandidat sein, den die Republikanische Partei (Grand Old Party; GOP) je ins Rennen um die amerikanische Präsidentschaft geschickt hat. Während sein Stab sein Vermögen mit 190 bis 250 Millionen Dollar angibt, wollen Insider wissen, dass es wohl eher 270 bis 350 Millionen seien.
Romney, der frühere Gouverneur des US-Bundesstaates Massachusetts, hat bislang im Wahlkampf kaum eine Gelegenheit ausgelassen, seine erfolgreiche Karriere in der freien Wirtschaft zu betonen. Doch seine einträgliche Cleverness könnte ihm just in dem Moment, da er seine innerparteilichen Rivalen klar abzuhängen beginnt, zum Nachteil gereichen. Befragt nach seiner Steuerlast, räumte Mitt Romney jetzt ein, dass er "vermutlich annähernd 15 Prozent" Einkommenssteuer zahle. Eigentlich müsste ein Mann mit einem derartigen Vermögen den Höchststeuersatz von 35 Prozent zahlen. Doch Romney betont, sein Einkommen stamme hauptsächlich aus früheren Investmentgeschäften. Und Erträge daraus würden nun einmal niedriger besteuert.
In den schwer von der Finanzkrise getroffenen USA kommt diese Enthüllung nicht sehr gut an; Romneys Gegner bei Republikanern wie Demokraten betrachteten das Outing als gefundenes Fressen. Sein GOP-Hauptrivale Newt Gingrich, der sich für eine allgemeine Steuerquote von 15 Prozent ausspricht, spottete, er werde seinen Plan die "Mitt-Romney-flat-tax" nennen.
Der abgeschlagene Mitbewerber Rick Perry forderte Romney im Sender CNN auf, seine Steuererklärung offenzulegen, damit man endlich sehen könne "ob er wirklich so ein toller Geschäftsmann ist, wie er sagt". Und der erzkonservative Rivale Rick Santorum warf Romney vor, er nutze schamlos "Steuer-Schlupflöcher" aus.
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Jay Carney, Sprecher von US-Präsident Barack Obama, sagte, jeder, der hart arbeite, solle seinen fairen Steueranteil zahlen. Das gelte auch für jene Millionäre, die nur 15 Prozent abgeben - während andere Leute, die nur 50.000 oder 100.000 Dollar im Jahr verdienten, schon mehr zahlten. Obama hatte seine Steuererklärung für das Jahr 2010 veröffentlicht. Danach hatte der Präsident mehr als 1,73 Millionen Dollar eingenommen (in erster Linie mit seinen Büchern, sein Jahresgehalt beträgt 400.000 Dollar) und darauf 26 Prozent Steuern gezahlt. 2009 hatte Obama 5,5 Millionen Dollar eingenommen.
Romney hat sich auch zuvor schon wenig geschickt verhalten, wenn es ums Reizwort Geld ging. So hatte er kürzlich erklärt, er nehme als Redner rund 370.000 Dollar im Jahr ein, "also nicht sehr viel". Auch hatte er Rick Perry eine politische Wette über 10.000 Dollar angeboten - was für einen Aufschrei der Empörung sorgte. Der demokratische Generalstaatsanwalt von New York, Eric Schneiderman, sagte, er wette um 10.000 Dollar, dass die Amerikaner 370.000 Dollar für viel Geld hielten.
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In den vergangenen 20 Jahren hat nur ein Zehntelprozent der Amerikaner die Hälfte aller Kapitalzinsen des Landes eingestrichen - und zahlt dafür eine stark verringerte Steuerlast. Obama-Sprecher Carney sagte dazu, das werde man "in Ordnung bringen".
Romney hat sein Vermögen hauptsächlich als Chef der Private-Equity-Firma Bain Capital gemacht. Seine Rivalen Gingrich, Perry, Ron Paul und Santorum werfen ihm vor, er habe mit Bain Capital im Stil des "Heuschrecken-Kapitalismus" in Bedrängnis geratene Unternehmen aufgekauft, ausgeschlachtet und die Teile mit riesigem Gewinn verkauft. Dabei seien Zehntausende Arbeitsplätze verloren gegangen.
Romney bestreitet das gar nicht, behauptet aber, die Investitionen von Bain Capital hätten im gesamtwirtschaftlichen Saldo dann 100 000 Arbeitsplätze geschaffen.
Die Grundlage zu Romneys Vermögen hatte bereits dessen Vater George gelegt, der in der Automobilbranche Millionen machte und dann Gouverneur von Michigan sowie Wohnungsbauminister unter US-Präsident Richard Nixon war.
Romneys finanzielle Verhältnisse haben eine innerparteiliche Grundsatzdebatte um die Frage entfacht, ob der Multimillionär der geeignete Kandidat sei, die einfachen Menschen und die Mittelklasse für sich einzunehmen.
Derzeit führt Romney die kurz gewordene Liste der republikanischen Bewerber jedenfalls an. In einer aktuellen Umfrage der Zeitung "Washington Post" und des Senders ABC würde Romney sogar mit 48 Prozent gegen Obama (46 Prozent) gewinnen. Gingrich würde mit 40 zu 52 Prozent gegen den Amtsinhaber verlieren, Ron Paul mit 42 zu 49 Prozent und Rick Santorum mit 41 zu 52 Prozent.
Romney, der die GOP-Vorwahlen in Iowa und New Hampshire gewonnen hat und auch für die Wahl in South Carolina am Sonnabend als Favorit ins Rennen geht, gilt derzeit nach Einschätzung der "Washington Post" als "unvermeidlicher Kandidat" der Republikaner. Konservativen gilt der Mormone allerdings als zu liberal. Weil Romney sich daher zunehmend als Hardliner gibt, bewerten ihn viele politisch gemäßigte Amerikaner als gnadenlosen Opportunisten. Aufgrund der anhaltenden Kritik an seinen Äußerungen sagte Romney nun zu, er werde seine Steuererklärung veröffentlichen.