Er gilt als Hardliner: Dervis Eroglu hat die Präsidentenwahl im türkischen Teil gewonnen. Was wird aus dem Friedensprozess?
Nikosia. Der nationalistische Politiker Dervis Eroglu hat die Präsidentenwahl im türkischen Teil Zyperns gewonnen. Mit 50,38 Prozent der Stimmen besiegte der Hardliner den als gemäßigt geltenden Amtsinhaber Mehmet Ali Talat bereits in der ersten Runde. Talat kam nach dem am Sonntagabend veröffentlichten vorläufigen Endergebnis auf 42,85 Prozent. Nach der Wahl ist eine Wiedervereinigung Zyperns fraglicher denn je. Talat hat sich für die Vereinigung des türkischen Nordens mit dem griechischen Süden der Insel eingesetzt und in den Gesprächen Bereitschaft zu Zugeständnissen geäußert. Viele befürchten nun, dass mit Eroglus Sieg der ohnehin nur schleppend verlaufende Friedensprozess zum Scheitern verurteilt ist. Dies wiederum würde das Streben der Türkei nach einer Mitgliedschaft in der EU torpedieren.
In einer Rede vor jubelnden Anhängern versprach Eroglu zwar eine Fortsetzung der Verhandlungen mit der Regierung des griechischen Teils. Allerdings besteht er auf einer Souveränität von Nordzypern, was die griechischen Zyprer ablehnen. Der geschlagene Amtsinhaber Talat versicherte, er wolle sich weiter für eine Wiedervereinigung engagieren. „Mein Traum von einer Lösung des Zypern-Problems bleibt bestehen“, sagte er vor Journalisten.
Zypern ist seit 1974 geteilt. Damals marschierten türkische Truppen auf der Insel ein. Die Türkei reagierte damit auf einen Putschversuch von Anhängern einer Union mit Griechenland. Das in Nordzypern ausgerufene Staatswesen wird international nur von der Türkei anerkannt.