Bei dem Flugzeugabsturz sind rund 130 Menschen getötet worden. Es gibt keine Überlebenden. Die Maschine war beim Anflug auf den Flughafen Smolensk abgestützt und in Flammen aufgegangen.
Warschau/Moskau. Der polnische Präsident Lech Kaczynski ist bei einem Flugzeugabsturz in Russland zusammen mit zahlreichen anderen Menschen an Bord ums Leben gekommen. Das bestätigten die russischen Behörden am Sonnabend nach Angaben von Nachrichtenagenturen. Niemand habe den Absturz in dichtem Nebel überlebt, sagte der Gouverneur der Region Smolensk, Sergej Anufrijew. Die genaue Zahl der Opfer ist noch unklar. Nach ersten Berichten waren 132 Menschen an Bord. Später hieß es, in der Maschine seien 80 Passagiere und 7 Besatzungsmitglieder gewesen. An Bord waren auch hochrangige polnische Militärs und Politiker sowie Vertreter von Nichtregierungsorganisationen.
Das russische Staatsfernsehen zeigte Trümmer der Maschine vom Typ Tupolew TU-154 in einem Wald nahe der Stadt Smolensk. Kaczynski war auf dem Weg zu einer Gedenkfeier im russischen Katyn - dem Ort eines sowjetischen Massakers an Polen.
Nach dem tragischen Tod Kaczynskis herrschte tiefe Betroffenheit in Warschau. Regierungschef Donald Tusk brach in Tränen aus, als er von der Nachricht hörte. Er rief das Kabinett zu einer Sondersitzung zusammen. Die Minister waren bereits auf dem Weg in die Hauptstadt Warschau, sagte Regierungssprecher Pawel Gras.
Tusk stand in direkter Verbindung mit Parlamentspräsident Bronislaw Komorowski. Nach der polnischen Verfassung übernimmt der Chef des Abgeordnetenhauses nach dem Tod Kaczynskis die Geschäfte des Staatschefs.
Außer dem Präsidenten-Ehepaar kamen bei dem Absturz in Smolensk Vize-Parlamentschef Jerzy Szmajdzinski, Vize-Außenminister Andrzej Kremer, der Chef des Generalstabs, Franciszek Gagor, mehrere Parlamentarier sowie die engsten Mitarbeiter von Lech Kaczynski ums Leben. Gestorben sei die „Elite der Nation“, sagte Ex-Präsident Lech Walesa.
An der Unglücksstelle südlich der westrussischen Stadt Smolensk lagen zahlreiche Wrackteile des in den polnischen Farben Rot und Weiß gestrichenen Flugzeugs verstreut. Feuerwehrleute versuchten, das brennende Wrack zu löschen.
Die russische Generalstaatsanwaltschaft teilte mit, dass als Unglücksursache das neblige Wetter, ein technischer Defekt oder menschliches Versagen infrage kämen. Kremlchef Dmitri Medwedew setzte eine Untersuchungskommission unter Leitung von Regierungschef Wladimir Putin ein. Die historisch schwierigen Beziehungen zwischen Russen und Polen hatten sich zuletzt deutlich gebessert.
Kaczynski (60) wollte mit einer Delegation an der Gedenkfeier für die Ermordung polnischer Soldaten durch den sowjetischen Geheimdienst vor 70 Jahren im russischen Katyn teilnehmen. Dort hatte es bereits am Mittwoch eine Gedenkfeier mit Putin und Tusk gegeben - der Putin-Kritiker Kaczynski wollte nun auch des Massakers gedenken.
Zum Zeitpunkt des Absturzes um 10.50 Uhr Ortszeit (8.50 MESZ) herrschte nach Angaben des Zivilschutzministeriums dichter Nebel. Die aus Warschau kommende Maschine war im Landeanflug gewesen, als sie auf Baumwipfel prallte. Kaczynski war seit Dezember 2005 Präsident von Polen.