Sein eigener Berater schoss auf Übergangspräsident Hauptmann Moussa „Dadis“ Camara. Die Lage in Guinea ist unklar.
Conakry. Der Militärmachthaber im westafrikanischen Staat Guinea hat einen Attentatsversuch überlebt. Ein Jahr nach seinem Militärputsch wurde Hauptmann Moussa „Dadis“ Camara nach einer Meldung des staatlichen Fernsehens leicht verletzt. Damit dauert die gespannte Lage in der ehemaligen französischen Kolonie weiter an. Ende September wurden bei der gewaltsamen Auflösung einer friedlichen Demonstration 157 Menschen getötet.
Das Attentat auf Camara verübte einer seiner Militärberater, Abubakar „Toumba“ Diakité. Nach seinen Schüssen auf den Präsidenten befand er sich zunächst weiter auf freiem Fuß. Der Vorfall ereignete sich beim Besuch Camaras in einer Kaserne, die unter dem Kommando Toumbas stand.
„Der Präsident der Republik ist immer noch der Präsident der Republik“, sagte Informationsminister Idrissa Cherif, während über der Hauptstadt Conakry Militärhubschrauber kreisten und sporadisch Schüsse zu hören waren. Toumba habe versucht, den Staatschef zu töten.
Das Attentat wirft ein Schlaglicht auf die tiefen Spannungen innerhalb der militärischen Elite nach dem Tod von Präsident Lansana Conté im Dezember 2008. Unmittelbar danach putschte sich Camara an die Macht. Seinem Versprechen einer baldigen Präsidentenwahl hat er bislang keine Taten folgen lassen. Stattdessen ließ er eine Protestkundgebung am 28. September gewaltsam auflösen.
Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen wurden mindestens 157 Demonstranten getötet. Angehörige der Präsidentengarde, kenntlich an ihrem roten Barett, gingen mit Bajonetten gegen Dutzende von Frauen vor. Mindestens 20 Frauen wurden Menschenrechtlern zufolge in Militärlastwagen verschleppt und in Privatvillen mehrere Tage lang vergewaltigt.
Das Massaker veranlasste die EU und die Afrikanische Union zu Sanktionen gegen Guinea. Gegen die Führungsmitglieder der Junta wurde ein Reiseverbot verhängt. Einige Angehörige der Junta wie Toumba sollen inzwischen Privatarmeen aufgebaut haben, die nur ihrem Kommandeur folgen. Trotz reicher Vorkommen an Diamanten, Gold, Eisenerz und vor allem am Aluminium-Ausgangsstoff Bauxit gehört Guinea mit seinen zehn Millionen Einwohnern zu den ärmsten Ländern der Welt. (AP)