Die Folter-Methoden sollen denen der US-Soldaten im Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad geähnelt haben. Die Ermittlungen laufen bereits.
London. Gegen britische Soldaten im Irak sind schwere Foltervorwürfe erhoben worden. Wie das Verteidigungsministerium in London mitteilte, wurden Ermittlungen eingeleitet, nachdem die Zeitung „Independent“ über 33 Misshandlungsfälle berichtete. Demnach wird den Soldaten vorgeworfen, irakische Zivilisten vergewaltigt, gefoltert oder auf andere Weise misshandelt zu haben.
Die britischen Soldaten sollen ähnliche Methoden angewandt haben wie die US-Soldaten im berüchtigten Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad. Ein Kläger sagte aus, er sei von zwei Soldaten vergewaltigt worden, wie der „Independent“ weiter berichtete. Andere berichteten, sie hätten sich ausziehen müssen und seien misshandelt und dabei fotografiert worden. An den Misshandlungen sollen sich auch britische Soldatinnen beteiligt haben. Die Vorwürfe beziehen sich auf den Zeitraum zwischen 2003 und 2007. Als ein möglicher Tatort wurde das von britischen und US-Soldaten geführte Camp Bucca nahe der südirakischen Stadt Basra genannt.
In einem vergangene Woche an das Verteidigungsministerium übermittelten Brief erklärte der Anwalt der Iraker, Phil Shiner, laut „Independent“, es sei zutiefst beunruhigend, dass die Häftlinge wie schon im Skandal um das Gefängnis Abu Ghraib sexuell erniedrigt worden seien.
Verteidigungsstaatssekretär Bill Rammell erklärte, die Vorwürfe würden sehr ernst genommen. Es dürfe jedoch keine Vorverurteilungen geben. Es handele sich um Einzelfälle; von den mehr als 120.000 britischen Soldaten, die im Irak dienten, hätten sich die allermeisten korrekt verhalten. Derzeit ermittelt die britische Justiz bereits in dem Fall des im September 2003 gestorbenen irakischen Hotelangestellten Baha Musa. Er erlag den Verletzungen, die ihm in britischer Gefangenschaft in Basra zugefügt wurden. Sein Körper hatte mehr als 93 Verletzungen aufgewiesen, darunter Rippenbrüche und eine gebrochene Nase.
Im Frühjahr 2004 hatten Bilder von Misshandlungen im Gefangenenlager Abu Ghraib weltweit für Empörung gesorgt. 2006 räumte der damalige US-Präsident George W. Bush ein, der Skandal sei der größte Fehler der US-Militäraktion im Irak gewesen.