Das Reich der Mitte ist Amerikas wichtigster Kreditgeber. Die Chinesen lassen die USA ihre Macht spüren.
Singapur/Tokio. Kein amerikanischer Präsident hat in seinem ersten Amtsjahr mehr Auslandsreisen hinter sich gebracht als Barack Obama. 20 Länder wird Obama bereist haben, wenn er am Donnerstag aus China und Südkorea nach Washington zurückkehrt. Doch die heute (Ortszeit) beginnende Visite in Shanghai und Peking wird heikel für Obama. Er muss gut Wetter machen bei Amerikas größtem Gläubiger. Die Handelsbilanz ist außer Balance - zugunsten des Reiches der Mitte. China hat außerdem gewaltige Devisenreserven, sodass jeder US-Präsident immer um den Dollar fürchten muss.
Seit Henry Kissingers Pingpong-Diplomatie kommt eine US-chinesische Annäherung selbst in den USA gut an. Obama ging noch einen Schritt weiter und bezeichnete sich im Vorfeld als "ersten pazifischen Präsidenten" der USA. Er ist auf Hawaii geboren. Obama kündigte an, dass die USA die Zukunft der Region mitgestalten werden.
Beim asiatisch-pazifischen Wirtschaftsforum Apec war sogar von einer Freihandelszone die Rede, an der die USA, Japan, China und ihre Anrainerstaaten Anteil haben sollen. Auf seinem Asien-Trip bekräftigten Obama und der russische Präsident Dmitri Medwedew, dass sie im Dezember ein Nachfolgeabkommen für den Start-Vertrag unterzeichnen wollen. Streit zwischen ihnen gibt es um die Höchstzahlen und die Stationierung strategischer Atomwaffen. "Wir haben es für notwendig erachtet, den Abrüstungsverhandlungen noch einmal zusätzlichen Schub zu geben", sagte Medwedew.
Er sei zuversichtlich, dass bei einer Reihe technischer und politischer Probleme eine Lösung gefunden werden könne. Nach Angaben des russischen Außenministers Sergej Lawrow haben sich die Präsidenten im Streit um die Abrüstungskontrolle auf einen "einfacheren Mechanismus" geeinigt. Die russische Seite hatte beklagt, dass laut Start-Vertrag zwar die Amerikaner einen Inspektionsposten in Russland hätten - nicht aber umgekehrt.
Unterschiedliche Vorstellungen gibt es bei der künftigen Zahl der atomaren Sprengköpfe und Trägersysteme. Geplant ist, die Zahl nuklearer Sprengköpfe auf jeweils maximal 1675 zu senken. Zudem soll die Zahl der Trägersysteme auf höchstens 1100 reduziert werden. Russland will stärker reduzieren als die USA.
Beim Atomkonflikt mit dem Iran machen Obama und Medwedew Druck auf Teheran. Wenn die Verhandlungen nicht zum Erfolg führten, müssten "andere Mittel" benutzt werden, sagte Medwedew. "Die Zeit läuft ab", sagte Obama. Es müsse sichergestellt werden, dass der Iran die Atomtechnologie ausschließlich zu zivilen Zwecken nutze.