Der Iran provoziert die Welt. Erst gesteht das Land die Existenz einer zweiten Urananlage ein. Nun gibt es weitere Raketentests bekannt.
Washington. Die iranischen Revolutionsgarden wollen von morgen an mehrere Raketentests vornehmen. Das meldeten die iranischen Nachrichtenagenturen Isna und Fars am Sonnabend. Mit dem Manöver „Großer Prophet 4“ solle die Fähigkeit der iranischen Streitkräfte zur Abschreckung erhalten und verbessert werden.
Erst am Freitag war bekannt geworden, dass im Iran eine zweite Anlage zur Urananreicherung existiert. Die Anlage nahe der Stadt Ghom kann laut Teheran von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) inspiziert werden. Trotz der Empörung über den Bau der zweiten iranischen Anlage zur Urananreicherung setzt der Westen allerdings auf eine diplomatische Lösung des Konflikts. Großbritannien schloss am Sonnabend allerdings wie zuvor die USA militärische Optionen nicht grundsätzlich aus. Israel forderte eine „unmissverständliche Antwort“ der internationalen Gemeinschaft.
„Mein Angebot eines ernsthaften, bedeutenden Dialogs zur Lösung dieser Angelegenheit bleibt bestehen“, sagte Obama in seiner wöchentlichen Radio- und Videobotschaft. Der jahrelang geheimgehaltene Bau einer zweiten Urananlage sei eine „ernsthafte Gefahr für die weltweiten Bemühungen zur Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen“ und bedeute eine „Fortsetzung der iranischen Ausflüchte“. Am Freitag (Ortszeit) schloss Obama daher auch eine militärische Option nicht aus.
Auch der britische Außenminister David Miliband wollte in einem Interview mit dem Rundfunksender BBC einer militärischen Option keine endgültige Absage erteilen. Derzeit sei sein Land aber „zu 100 Prozent auf eine diplomatische Lösung fokussiert“, sagte er. Es seien nun „konkrete Schritte“ des Iran nötig, fügte Miliband mit Blick auf die für Donnerstag geplanten Verhandlungen zwischen der sogenannten Sechser-Gruppe und dem Iran hinzu.
Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad sagte, er erhoffe sich von dem in Genf stattfindenden Gespräch mit Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland, China und den USA „grundsätzliche Veränderungen“. Aus diesem Grund habe sich sein Land nur zurückhaltend zu Vorwürfen Obamas geäußert, wonach Teheran den Bau einer zweiten Atomanlage zur Anreicherung von Uran jahrelang verheimlicht habe. Eigentlich hätten die Äußerungen „eine wirklich starke Reaktion gefordert“, sagte Ahmadinedschad in New York.
Darüber hinaus wies er die internationale Kritik zurück. Es sei „völlig legal“, dass der Iran die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) 18 Monate vor der Inbetriebnahme der Anlage über deren Existenz informiert habe. Sein Land habe kein Problem damit, dass die Inspekteure der IAEA die Anlage kontrollierten. Nach Angaben des Leiters der iranischen Atombehörde, Ali Akbar Salehi, will Teheran mit der IAEA einen Termin für die Inspektion vereinbaren.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon äußerte nach einem Treffen mit Ahmadinedschad am späten Freitagabend seine „tiefe Beunruhigung“ über die zweite iranische Urananlage. Das Land müsse nun den Resolutionen des UN-Sicherheitsrats Folge leisten und mit der IAEA zusammenarbeiten, um „alle ausstehenden Bedenken“ im Zusammenhang mit seinem Atomprogramm auszuräumen. Die Beweislast liege nun beim Iran, hieß in einer Erklärung.
Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman forderte eine scharfe Reaktion auf die Ankündigung des Iran. Die Existenz einer zweiten Urananreicherungsanlage zeige eindeutig, dass Teheran nach Atomwaffen strebe, sagte er im israelischen Rundfunk. Das „verrückte Regime“ Irans müsse nun so schnell wie möglich gestürzt werden.
Auch Russlands Präsident Medwedew und der chinesische Regierungssprecher Ma Zhaoxu riefen den Iran in Pittsburgh auf, mit der IAEA zu kooperieren. Medwedew sagte, Teheran müsse „überzeugende Beweise“ dafür vorlegen, dass sein Atomprogramm lediglich friedlichen Zwecken diene.